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Wanderwochenende: Endlich wieder mal Jura.

November 2022 – Anfang November haben wir beim Wandern darüber gesprochen, dass wir schon lange keine zweitägige Wanderung mehr gemacht haben. Also sehr lange, irgendwann vor der Pandemie. Der Mann fackelt nicht lange, schlägt zwei Wanderungen um La Chaux-de-Fonds vor und bucht ein Zimmer in Le Locle. Und das alles direkt fürs folgende Wochenende. Perfekt!

Dieser Beitrag liegt schon so lange angefangen in meinem Entwürfe-Ordner, dass er nun auf den Frühling bereits wieder aktuell wird. Und an der Empfehlung ändert sich absolut nichts!

Am Samstagmorgen fahren wir in knapp 2 Stunden mit dem Zug von Zürich nach La Chaux-de-Fonds. Das Wetter ist in Ordnung (leicht bedeckt), die Temperaturen um die zwölf, dreizehn Grad. Unglaublich, dass wir Mitte November noch so ein Wochenende haben können!

Wanderung am Samstag: La Chaux-de-Fonds–Chez Capel–Le Maillard–L’Escarpineau–Le Locle
Vom Bahnhof laufen wir direkt los. Zuerst ein wenig durch den Ort (und noch ein kurzer Abstecher in die Bäckerei), bevor es dann am Zoo vorbei durch den Wald nach oben Richtung Chez Capel geht. Es sind nur wenige Leute unterwegs und es ist die ganze Zeit über ruhig und entspannt. Im Laufe des Tages wird das Wetter etwas schlechter, also die Sonne verschwindet. Von Regen bleiben wir aber verschont und wir können unsere restlichen Burritos vom Znacht am Tag zuvor auf einem Steinwall sitzend zum Zmittag geniessen ohne zu frieren.

Wir laufen über Wiesen, durch kurze Waldabschnitte und am Waldrand entlang. Die Aussicht ist teilweise beeindruckend und insgesamt abwechslungsreich. Immer wieder mal queren wir Abschnitte des „La Voie révolutionnaire“, dem Gedenkmarsch der Neuenburger Revolution vom 1. März 1848. Kurz vor der Ferme Modèle biegen wir rechts ab und laufen noch ca. 800 Meter bis zum Aussichtspunkt L’Escarpineau (und wieder zurück). Und diese Extrameter sollte man unbedingt gehen, die Aussicht auf den Doubs, den Châtelot-Staudamm und das nahe Frankreich ist spektakulär!

   

Insgesamt laufen wir rund 3.5 Stunden und bringen 14 Kilometer sowie 680 Meter hoch und 740 Meter runter hinter uns.

Nach Le Locle kommen wir von Jolimont über den Bahnhof runter in den Ort. Wir kaufen im Coop ein paar Dinge fürs Mittagessen am Folgetag und spazieren noch ein wenig rum. Mir gefällt der Ort. Es gibt interessante Gebäude und Street Art, hübsche Plätze und Geschäfte und alles ist eine Mischung aus alt, etwas neuer und manchmal restaurierungsbedürftig.

   

Übernachtung und Abendessen
Der Mann hat zufällig dieses wunderschön renovierte Boutique-Hotel in Le Locle gefunden, das „Fleur de Lis“ an der Grande Rue 1. Die Geschichte des Hauses geht zurück auf den Februar 1848, wo hier mit dem Hissen der Bundesflagge die Neuenburger Revolution ihren Anfang nahm. Das Gebäude beherbergte lange Zeit ein Gasthaus und war nach einem Brand für lange Zeit unbewohnbar und verlassen. Nach einer mehrjährigen Renovation wurde es 2019 kurz vor der Pandemie wiedereröffnet.  Das Gebäude ist im typischen Stil des Städtebaus der Uhrenmetropolen Le Locle und La Chaux-de-Fonds erbaut worden und damit Teil des Weltkulturerbe der UNESCO.

Vom Geschäftsführer (und eigentlich Chef de Cuisine) Matthieu David (ursprünglich aus Paris) bekommen wir noch eine kleine Führung durchs Haus. Jedes der Zimmer ist einem Künstler, einer Künstlerin aus der Region gewidmet und mit den entsprechenden Werken eingerichtet. Mein Favorit ist Zaline (Bilder 3 und 4 unten).  Die Werke wären tatsächlich auch noch erschwinglich, aber in meiner (eher) kleinen Wohnung kämen diese einfach nicht richtig zur Geltung.

Wir essen im hoteleigenen Bistro zu Abend und sind nur zwei von insgesamt vier Gästen. An einem Samstagabend. Schade. Wir überlegen, was die Gründe sein könnten, denn das Restaurant ist echt hübsch, die Karte hat eine gute Auswahl und freundliches, aufmerksames Personal. Vielleicht geht man hier abends nicht so weg? Diese Überlegung widerlegen die Einwohner von Le Locle: Als wir nach dem Essen noch einen kurzen Verdauungsspaziergang machen, sehen wir, dass es doch ein paar sehr gut besuchte Restaurants gibt. Vielleicht ist das Essen an anderen Orten doch noch etwas besser…

Wanderung am Sonntag: Le Locle–Mont-Pugin–Communal de la Sagne–La Chaux-de-Fonds
In der Nacht ist es Richtung Gefrierpunkt abgekühlt, aber als wir um 10 Uhr loslaufen, ist es bereits wieder um die 10 Grad und die Sonne scheint bei leuchtend blauem Himmel. Im ersten Teil geht es durch den Ort (ich bewundere laufend irgendwelche Gebäude) und auf der Strasse Mont-Pugin nach La Baume, wo wir die asphaltierte, befahrene Strasse verlassen und in die Weiden des Communal de la Sagne gelangen. Man kann hier im Schritttempo mit dem Auto reinfahren, darf dieses aber nicht weiter als fünf Meter von der Forststraße entfernt parken und Camping ist verboten. Diese Möglichkeit nutzen an diesem schönen Tag so einige Menschen mit ihren Familien oder Freunden: sie haben die Gartenstühle eingepackt, sich eine der vielen Grillstellen geschnappt und sitzen plaudernd und essend entspannt zusammen.

Mit unserer eingekauften Verpflegung geniessen auch wir in der Sonne sitzend unser Picknick, bevor es zum Abschluss über ein paar Kuhweiden und durch den Ort nach La Chaux-de-Fonds zum Bahnhof geht.

   

Insgesamt laufen wir etwas weniger 3.5 Stunden und bringen 15 Kilometer sowie 420 Meter hoch und 360 Meter runter hinter uns.

Fazit
Es waren keine anstrengenden Wanderungen. Wir haben einfach die Bewegung genossen und die Möglichkeit, zusammen zu sein und zu reden. Ein Wochenende weg und draussen zu sein fühlt sich für mich einfach häufig an wie Ferien: Weg aus der Stadt, wenig Menschen, nicht noch irgendwas zu erledigen und ein bisschen Französisch. Also: sehr zum Nachmachen empfohlen!
Und mein 2-Tages-Rucksack, welcher an diesem Wochenende zum ersten Mal zum Einsatz kam, hat sich auch bewährt. Der nächste Zweitäger lässt hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten.

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