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Turin: Barock, Fiat und Grissini.

Oktober 2022 – Nach unserem alljährlichen Wander- und Freunde-Treffen-Wochenende im Wallis reisen wir am Sonntagmorgen mit dem Zug von Brig nach Mailand und von dort weiter nach Turin. Die Tickets inklusive Platzreservation hat der Mann vorgängig online gekauft. Direkt beim italienischen Anbieter Trenitalia. Weil das immer noch einfacher ist, als sich das Ganze hier in der Schweiz zu organisieren. Leider.

Ich finde Turin eine tolle Stadt und kann einen Besuch absolut empfehlen! Vor allem, wenn man wie ich gerne zu Fuss unterwegs ist und sich für historische Gebäude, Plätze und Monumente, tolle Aussichtspunkte, schöne Parks und authentische Märkte begeistern kann. Ich bekomme ja nie genug davon, Strassen entlang zu laufen und Gebäude zu betrachten. Im historischen Barockzentrum (gespickt mit später hinzugekommen Bauten im Neoklassizismus und Jugendstil) komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Und das alle paar Meter.

   

Die Menschen sind sehr freundlich und entspannt. Egal, ob morgens beim Kaffee oder abends zum Znacht: wir sind immer umgeben von Einheimischen und mitten in ihren Gesprächen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass viele ausländische Touristen unterwegs sind. Was Anfang Oktober üblicherweise sehr wohl noch der Fall sein könnte, besonders bei diesem angenehmen Wetter.

   

Die Stadt bietet die Torino+Piemont Karte für Gratis- oder vergünstigte Eintritte in Museen und weitere Sehenswürdigkeiten an. Ich hab kurz den Check gemacht: was interessiert uns, wieviel kosten da die Eintritte und was wäre die Ersparnis? Und: in unserem Fall hätte sich das nicht gelohnt. 1. sind die einzelnen Eintritte wirklich nicht sehr hoch und 2. wollten wir eher nicht vier Besuche an einem einzigen Tag einplanen. Zusätzlich gibt es auch noch ein günstiges ein- oder mehrtägiges ÖV-Ticket. Wir haben allerdings nur einmal Metro und Bus benutzt, sodass zwei Einzelfahrten völlig ausreichend waren.

Unterkunft
Ich habe uns für die fünf Nächte über Airbnb ein Apartment in der Nähe des Bahnhofs an der Via Cavour reserviert (Kosten bei knapp 700 Franken). Klein, sehr hübsch, mit Balkon und allem eingerichtet, was man braucht – allerdings nicht so „luxury“, wie es im Inserat genannt wird.

 

Unternehmungen

  • „GAM“, Galleria Civica d’Arte Moderna e Contemporanea di Torino, Via Magenta 31: Nicht weit weg vom Bahnhof und gut zu Fuss erreichbar. Eintritt 10 Euro pro Person. Mir gefällt es sehr gut, werden doch viele Kunstwerke gezeigt, welche ich nicht schon zigfach gesehen habe. Was natürlich auch daran liegen mag, dass mehrheitlich italienische Künstler*innen gezeigt werden. Es ist alles sehr entspannt, ruhig und mit wenig anderen Besuchern.
  • „Castello di Rivoli“, Museo d’Arte Contemporanea, Mafalda di Savoia, Rivoli (Turin): Mit der Metro ab „Porta Nuova“ bis „Paradiso“, dem 36er Bus bis „P. Martiri Liberta“ und zu Fuss hoch ins Castello dauert die Anreise etwa eine Stunde. Ein schöner Spaziergang durch den Ort, am Hang gibt es designte und perfekt in die Felsen integrierte Rolltreppen, diese scheinen jedoch schon länger nicht mehr in Betrieb gewesen zu sein.

  • Mole Antonelliana Turm und Museo Nazionale del Cinema, Via Montebello 20: Sehr spontan versuchen wir hier am Montag reinzukommen, die lange Schlange und eine Rückfrage beim Personal ergeben jedoch, dass wir zwar jetzt anstehen, dann aber erst in drei Stunden rein und mit dem Lift hoch können. Wir beschliessen, uns für Mittwoch online Kombi-Tickets (17 Euro pro Person) zu kaufen und spazieren weiter. Am Mittwoch: keine Schlange, schnell drin, aber… am gestrigen, geschlossenen Dienstag ging bei der Inspektion der Lift kaputt und fällt damit bis Ende Oktober aus (zur Einordnung: heute haben wir den 5.)! Die Rückerstattung für die bereits gekauften Tickets müssen wir online beantragen. Der kleine Fresszettel, auf dem die entsprechende Mail-Adresse vermerkt ist, stimmt uns nicht eben positiv, dass wir das Geld jemals wiedersehen, aber schon eine paar Tage später ist es tatsächlich zurück auf dem Konto.

   

  • Fiat Lingotto Werk, Via Nizza: Im Stadtteil Lingotto befindet sich die einst von Fiat gebaute Automobilfabrik mit der legendären Teststrecke auf dem Dach. Das Gebäude wurde 1923 eröffnet und beherbergte eine komplette Autoproduktionsstrasse auf fünf Etagen. Auch wenn sich die Produktion ab 1939 schrittweise in den Mirafiori-Komplex verlagerte, wurde der Betrieb im Lingotto erst 1982 offiziell eingestellt. Nach einem mehrjährigen Umbau findet sich hier nun ein moderner Komplex mit Konzertsälen, Theater, Kongresszentrum, Einkaufspassagen und einem Hotel (mit Helikopterlandeplatz auf dem Dach). Noch heute kann man für 2 Euro pro Person auf dem Dach die Teststrecke besichtigen und begehen. Und für ein paar Euro mehr kann man auch noch die „Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli“ besuchen, welche 25 Kunstwerke aus der privaten Kunstsammlung des Ehepaars zeigt.
  • Monte dei Cappuccini: Der kurze Aufstieg, von der Piazza Gran Madre di Die kommend, lohnt sich, man hat von hier aus einen tollen Blick über die Stadt. Und wenn dann erst noch die Sicht gut ist und man die Alpen sieht…! Daneben gibt es hier auch noch die kleine Kirche „Santa Maria al Monte“ und das (nicht so kleine) nationale Alpenmuseum.

   

  • Shopping: Shops und Einkaufshäuser gibt es zuhauf, die exklusiveren Läden finden sich unter den Arkaden entlang der Via Roma. Und auch wenn man nichts kauft: flanieren und schauen ist mindestens genauso schön. Zwei tolle Möbelläden gibt es im Quartier „Borgo Dora“, wo auch regelmässig die Flohmärkte „Balôn“ und „Gran Balôn“ stattfinden. Im „Mobili Garaffa“ kann man dem Inhaber auch gleich noch beim Restaurieren zuschauen und im „Arte17“ erstehe ich eine coole Tischlampe aus den 70ern. Beide Läden finden sich direkt an der Via Borgo Dora. Dann gibt es natürlich verschiedene Märkte. Der grösste ist der Porta Palazzo auf der Piazza Della Repubblica mit der historischen Markthalle und vielen Aussenständen, von Montag bis Samstag.

Essen
Gibt es in Turin Touristen-Fallen-Restaurants? Ich habe keine gesehen oder erlebt – auch wenn es natürlich nicht überall gleich gut schmeckt. Nette Restaurants, schöne Teller, an den Tischen sitzen Einheimische und (die wenigen ausländischen) Touristen gemischt. Und die Preise sind für uns sowieso sehr günstig.

  • „Perino Vesco“, Via Cavour 10: Direkt gegenüber unserer Wohnung gelegen, kommen wir jeden Morgen als erstes hierhin und gönnen uns einen Cappuccino und ein Croissant. Soo lecker! Daneben gibt es natürlich noch vieles mehr: Brote, Pizzen, Torten und das Stadtgebäck schlechhin, Grissini.
  • „Fratelli la Cozza“, Corso Regio Parco 39A: Im Reiseführer steht was von „beste Pizza der Stadt“, was ich jedoch nur schwer einschätzen kann. Es lässt sich aber folgendes sagen: cooles Restaurant, wirklich gute Pizza und sehr preiswert. Wir bezahlen für unser Mittagsmenü (Salat, Pizza, Wasser, Glas Wein und Espresso) tatsächlich nur 11 Euro pro Person. Sicher alles mit ein Grund, warum es über Mittag sehr gut besucht ist. Und bestimmt weniger, dass der Besitzer Piero Chiambretti heisst und ein (in Italien) bekannter Fernsehregisseur ist.

   

  • „Piccolo Lord“, Corso San Maurizio 69: Jeden Abend ab 20 Uhr geöffnet, Guide Michelin ausgezeichnet, Platz für ca. 50 Gäste. Wir geniessen hier unseren letzten Abend. Neben dem wirklich guten Essen überzeugt auch die Bedienung: freundlich und sehr aufmerksam.
  • „Consueto Caffè“, Piazza Martiri della Libertà 9, Rivoli: Nach dem Museumsbesuch landen wir zufällig hier. Ausser uns nur Einheimische, welche sich etwas Einfaches von der Mittagskarte bestellen. Und auch wir geniessen die leckere Minestrone alla piemontese (etwas dickflüssiger als bei uns üblich und neben Bohnen und Gemüse auch Reis mit drin, wird sofort zuhause nachgekocht!).

Reise
Alles klappt wie am Schnürchen – auch die Sitzplatzreservation, was im vollen Zug von Brig nach Mailand immens wichtig ist. Und auch die Umsteigezeit von 20 Minuten in Milano Centrale reicht. So treffen wir nach einer abwechslungsreichen Fahrt nach 3 1/4 Stunden bereits in Turin Porta Nuova ein. Der Klassenwechsel zum meinem 2. Klasse-GA sowie die Reise in Italien (1. Klasse) kosten mich 74 Franken.

Am Freitagmittag reisen wir via Mailand zurück nach Zürich. Eine Stunde von Turin nach Mailand, 40 Minuten (recht kurzweilige) Wartezeit und nochmals 3 1/4 Stunden später sind wir bereits wieder in Zürich. Sitzplatzreservationen haben geklappt, keine Verspätungen. Die Zugfahrten in Italien sowie der Aufpreis für den Klassenwechsel in der Schweiz kosten mich 80 Franken.

Wetter
Sonne, blauer Himmel, teilweise ein wenig dunstig (ja, wären wir mal besser gleich am ersten Tag hoch zum Monte dei Cappuccini), immer zwischen 23 und 26 Grad warm.

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