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Wandern in England: Heart of the Lake District.

Juni 2023 – Ich hatte zwar mal wieder für Frankreich plädiert, schlussendlich haben wir uns jedoch von Empfehlungen und Erinnerungen leiten lassen und für England entschieden. Vor allem auch aufgrund der viel grösseren Auswahl an Wanderreisen gegenüber anderen europäischen Ländern.

Einmal mehr machen die Fotos und Beschreibungen von Travelita Lust auf diese Region und die entsprechenden Wanderungen. Ich buche uns auf Macs Adventure die „Self Guided Walking Holiday“ für den Lake District. Dieses Paket beinhaltet sechs Übernachtungen (jeweils ein Doppelzimmer in B&B, kleinem Hotel oder Guesthouse, inkl. Frühstück), fünf Wanderungen, welche man mit Informationen, Karte und App ausgerüstet selbst macht und den Gepäcktransport zwischen den Orten. Pro Person bezahlen wir dafür 950 Franken (und profitieren dabei von einem sehr guten Wechselkurs gegenüber dem Pfund).

Reise
Wir fliegen mit Swiss von Zürich nach Manchester, Hin- und Rückflug pro Person für 420 Franken. Das Angebot Zürich–Manchester ist suboptimal: Entweder einmal täglich früh morgens oder dann an jedem Tag ausser Samstag einen Flug am Abend. Weswegen wir erst am Sonntagabend fliegen. Innerhalb von England reisen wir mit Zug und Bus.

Manchester
Mit dem Zug sind wir in rund 20 Minuten in der Stadt. Unser stylisches und preiswertes Hotel „Velvet Manchester“, Canal Street 2/3 liegt mitten im Gay Village und in Gehdistanz zur Piccadilly Bahnstation. Wir entdecken zu Fuss die Stadt, essen von okay „Home Chinese Restaurant“ über gut „Ezra & Gil“ und „Pho – Corn Exchange“ bis sehr gut „Rudy’s Pizza Napoletana“ und sind nach 40 Stunden bereits wieder weg.

Wanderwoche
Die Tour „Heart of the Lake District“ des Anbieters Macs Adventure beinhaltet fünf Wandertage und sechs Übernachtungen an drei verschiedenen Orten. Das Gepäck zwischen den Orten wird transportiert, weswegen wir mit leichtem Rucksack wandern können. Einzige Bedingung des Anbieters: der Koffer darf nicht schwerer als 20 Kilo sein. Dies obwohl wir ihn in unseren B&B üblicherweise sowieso selber die Treppen hoch- und runtertragen müssen.

Tag 1: Anreise
Mit Zug und Bus fahren wir in zweieinhalb Stunden von Manchester nach Ambleside. Hier haben wir für zwei Nächte unsere Basis im „Brentfell House“ an der Rothay Road. Ein klassisches B&B in einem typischen englischen Reihenhaus. Unser Host ist sehr freundlich und aufmerksam und das Frühstück gut. Leider ist das Zimmer viel zu klein für unsere Koffer und die Wanderkleidung, welche zum Trocknen und Auslüften ja auch irgendwo hin muss.

    

Den Nachmittag verbringen wir mit einem Dorf-Rundgang sowie Spaziergang zum Waterhead Pier (quasi Reko für den nächsten Tag, damit wir wissen, wie lange wir zu Fuss für die eineinhalb Kilometer benötigen) und mit einer Runde Minigolf im Park direkt gegenüber. Nachtessen gehen wir indisch im „Ishaas“, 3 Kelsick Road: Einrichtung hübsch, Restaurant gut besucht, Vorspeise gut, Hauptgang enttäuschend.

Tag 2: Beatrix Potter Walk zum Wray Castle und Hill Top
Nach dem Frühstück packen wir unsere Rucksäcke, kaufen im Lebensmittelladen etwas fürs Mittagessen unterwegs ein und spazieren zum Waterhead Pier, wo wir um 9.50 Uhr das Fährboot über den Lake Windermere nach Wray Castle nehmen. Tickets kaufen wir vor Ort, Reservation oder frühzeitiges Anstehen ist (um diese Jahreszeit noch) nicht nötig. Die Fahrt dauert knapp 15 Minuten und zum Wray Castle hoch sind es nur wenige Minuten zu Fuss (der Abstecher liegt auf der Wanderroute). Das Schloss wurde 1840 erbaut und nachdem es in in der Zwischenzeit in verschiedenen Händen war und als Wohnhaus, Hotel und sogar Büro genutzt wurde, ist es seit 2014 für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Eintritt ist gratis, besichtigen kann man das Erdgeschoss des Schlosses und den Park. Zur Route gehört es auch, weil Beatrix Potter hier als 16-Jährige ihre Sommerferien verbracht hat.

   

Vom Schloss laufen wir an den See runter und befinden uns wieder auf dem ursprünglichen Seeuferweg, welcher uns durch Wälder und auf Strassen bis nach Ferry House führt, wo es ein erstes Mal ein paar Höhenmeter gibt und wir via Claife Viewing Station nach Moss Eccles Tarn gelangen. Zeitlich geht das perfekt auf und wir können hier am See unser Picknick geniessen. Auf dem selben Weg gehen wir ein kurzes Stück zurück und biegen dann Richtung Hill Top ab – dem früheren Zuhause von Beatrix Potter, welches man mit vorgängiger Reservation auch besichtigten kann – und gelangen via St. Peter’s Church wieder auf die Hauptstrasse und von da runter zu Ferry House, wo wir um 15.10 Uhr das Fährboot nach Bowness (gut zehn Minuten Fahrt) nehmen und dort das grössere Schiff, welches uns in 30 Minuten direkt nach Ambleside fährt. Eine Schifffahrt ist für mich sowieso immer der perfekte Abschluss eines Wandertages, so auch heute.

   

Die Fakten: 14 Kilometer, 209 Meter hoch, 222 Meter runter. Angenehme Temperaturen, kein Regen, kein Wind. Ca. 22 °C.

Nachtessen im „Jintana Thai Restaurant“, Compston Road: man sollte sich nicht von der überbordenden Inneneinrichtung abschrecken lassen, das Essen ist nämlich sehr gut und das Personal freundlich. Ausserdem kommen wir noch mit dem älteren Pärchen aus Edinburgh am Tisch nebenan ins Gespräch, welches hier ähnliche Wanderungen unternimmt wie wir.

Tag 3: Von Ambleside nach Grasmere und Helm Crag
Nach dem Frühstück packen wir unsere Koffer und stellen sie bereit für den organisierten Transport. Wir wandern mit leichtem Gepäck los nach Grasmere, wo wir die nächsten zwei Nächte auch schlafen werden. Und zwar in der sehr hübschen „How Foot Lodge“: unser Zimmer ist riesig und klassisch-elegant gestaltet, wie das ganze Haus. Und natürlich dürfen auch die passenden Tapeten nicht fehlen, ich bin ja ein grosser Fan von. Von Ambleside aus führt der Weg nach Norden durch den Rydal Park, bevor er in die „Coffin Road“ einmündet, die ihren Namen der Tatsache verdankt, dass sie ursprünglich dazu diente, die Verstorbenen zu ihrer letzten Ruhestätte in Grasmere zu bringen. Der Weg führt sanft hügelig durch Bäume am Rydal Mount vorbei, dem Wohnsitz des englischen Poeten William Wordsworth und seiner Familie. Davor wohnte er für ein paar Jahre mit seiner Schwester in Dove Cottage in Grasmere, welches jetzt ein Teil des Museums zu seinen Ehren ist.

   

Die Strecke ist einfach und abwechslungsreich, in unregelmässigen Abständen donnern ein paar Düsenjets über unsere Köpfe und die paar Kilometer sind schnell bewältigt. Viel zu wenig also für den heutigen Tag, schon vor dem Mittag treffen wir in Grasmere ein. Wir kaufen uns im Ort Verpflegung für unterwegs und hängen die für den 4. Tag geplante Rundwanderung „Loop Walk to Helm Grag“ grad direkt noch an. Die hat es zwar in sich, es lohnt sich aber, da an diesem Tag das Wetter und die Sicht sehr gut sind. Vom „The Lion and the Lamb“ hat man einen grossartigen Ausblick über den Lake District.

   

Die Fakten: Wanderung 1: 6.3 Kilometer, 92 Meter hoch und 82 Meter runter. Wanderung 2: 6.4 Kilometer, 305 Meter hoch, 305 Meter runter. Praktisch wolkenlos, dadurch vor allem in den Teilen ohne Schutz durch Bäume etwas drückend. Zwischen 22 und 24 °C.

Nachtessen im „The Jumble Room“, Langdale Road. Reservation ist nur telefonisch möglich und das Restaurant ist auch nur von Donnerstag bis Samstag jeweils abends geöffnet. Lucky us, hat der Mann bereits von der Schweiz aus angerufen und ist heute ein Donnerstag. Spontan vorbeikommen? Keine Chance, wie wir an diesem Abend merken. Und was soll ich sagen? Es ist einfach nur grossartig und macht Freude hier! Unten bedient Andy (?), oben seine Verlobte und in der Küche steht die Schwiegermutter (weil der ursprüngliche Koch während Corona ausgefallen ist).

Tag 4: Rundwanderung Grasmere–Silver How–Grasmere
Nachdem wir ja gestern schon die für heute geplante Wanderung absolviert haben, sucht der Mann via App etwas Individuelles für uns zusammen. Von unserem B&B laufen wir in und durch den Ort Grasmere via White Crag und Wray Gill hoch nach Silver How und über den Kelbarrow Fussweg und Faeryland am See entlang zurück nach Grasmere. Auf der Ebene Silver How hat man eine grossartige Aussicht auf Grasmere, Rydal Water und Windermere.

   

Die Fakten: ca. 5.5 Kilometer, 325 Meter hoch, 325 Meter runter. Es ist feucht-drückend und oben auf der Fläche windig. Ansonsten sind wir froh, ist es heute nicht durchgehend sonnig. Zwischen 18 und 20 °C.

Es gibt nicht so viele Restaurants im Ort (mehrheitlich Cafés, welche aber abends geschlossen sind) und so sind wir froh, haben wir für heute Abend im „Lewis’s Bistro“, Broadgate, reserviert. Das Restaurant ist hübsch, auch gut gebucht, die Bedienung freundlich und das Essen solide. Nicht vergleichbar mit demjenigen von gestern, ein solcher Vergleich wäre aber auch unfair.

Tag 5: Von Grasmere nach Keswick
Es ist ein regnerischer Tag heute, wir werden mit dem Taxi (zusammen mit unserem Gepäck) von unserem B&B in Grasmere nach Keswick gefahren und würden dort die Wanderung Derwent Water Loop Walk via Walla Crag (11 Kilometer, 280 Meter hoch, 280 Meter runter) in Angriff nehmen. Daraus wird nichts und auch die für Sonntag geplante Wanderung Catbells and Derwentwater (8 Kilometer, 340 Meter hoch, 350 Meter runter) muss ausfallen.

Übernachtung im „Keswick Park Hotel“, Station Road. Der Raum ist zwar gross genug, aber eher etwas schmuddelig und nicht so sauber. Wir fühlen uns hier nicht sehr wohl und verbringen lieber Zeit ausserhalb des Zimmers. Nachtessen gibt es italienisch im „Casa Bella“ gleich um die Ecke. Hübsch eingerichtet und ganz okay. Und am nächsten Tag geht es nach einer Woche hier im schönen England bereits wieder zurück nach Zürich.

Wetter
Wir hatten bis auf zwei etwas verregnete Tage wirklich Glück und auch an denen war es nicht richtig schlimm. Zum Wandern war es teilweise schon fast ein wenig zu warm, grad wenn wir nicht von schützendem Wald umgeben waren und der Himmel wolkenfrei war. Wind gab es selten. Die Temperaturen bewegten sich zwischen 18 und 24 °C.

Fazit
Eine wirklich sehr schöne Gegend für verschiedenste Aktivitäten. Es gibt sehr viele unterschiedliche Wanderungen und man kann sich diese auch gut nach den eigenen Bedürfnissen zusammenstellen beziehungsweise anpassen. Wichtig ist sicher eine gute App, um jeweils zu wissen, wo man sich befindet und wie man wieder zurück ins Hotel kommt, also etwas Vorbereitung nötig. Empfohlen ist auch eine Reise ausserhalb der Hochsaison, ganze alleine ist man in dieser Gegend aber wohl nie. Ich kann mir gut vorstellen, auf der Insel wieder mal eine Wanderwoche zu buchen.

2 Kommentare

  1. Anita Schaffner sagt

    Toller Bericht – super spannende Fotos! Macht Lust, diese Reise auch zu unternehmen.

    Gruss
    Anita

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