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Oh Canada… Roadtrip durch die Provinz Québec, Teil 3.

Juni 2022 – Den Bericht zum zweiten Teil dieser Reise gibt es hier zu lesen.
Einigermassen früh fahren wir in Matane bei schönem Wetter und Temperaturen um 15 Grad los, schliesslich haben wir noch eine Wanderung geplant. Frühstück gibts gibts in Form von Kaffee unterwegs (Tim Hortons ist schon ein wenig speziell, der Kaffee aber ganz okay, wenn wir uns denn gegenseitig bei der Bestellung verstehen) und mit Essen für die nächsten Tage decken wir uns bei Metro auch grad noch ein.

Tage 12–14: Mont Albert
Im Parc national de la Gaspésie angekommen, kaufen wir im Besucherzentrum unsere zwei Tageseintritte. Es ist nicht so, dass der Park geschlossen oder umzäunt ist, man könnte auch einfach loslaufen. Macht man hier aber nicht, auch weil es (anscheinend) Ranger auf Kontrolle gibt, gesehen haben wir keinen. Einheimische versorgen sich wohl eh mit dem Jahrespass (46.25 Dollar für den jeweiligen Park oder 83.49 Dollar für alle Nationalparks der Provinz). In der Schweiz kann man mit einer Mitglied- oder Gönnerschaft der Schweizer Wanderwege die Pflege und Erhaltung von Wanderwegen unterstützen.

   

Die Wanderung führt uns heute auf den Mont Olivine, Ausgangspunkt ist der Parkplatz des Besucherzentrums. Wie auch schon bei der letzten Wanderung kommen wir nicht so schnell vorwärts, wie wir uns das beispielsweise in der Schweiz gewohnt sind. Für die rund 12 Kilometer und 450 Höhenmeter benötigen wir um die vier Stunden, der selbe Hin- und Rückweg. Die Beschaffenheit entspricht einem Bergwanderweg, die Wanderung ist abwechslungsreich und echt schön: Wasserfall, Fluss, Wald, Aussicht. Kurz vor dem Gipfel treffen wir ein älteres Pärchen aus Ottawa auf ihrem Abstieg. Wir kommen ein wenig ins Quatschen und sind froh um die Verschnaufpause vor dem letzten steilen Schlussanstieg. Die tolle Aussicht belohnt dann aber wirklich alle Mühen.

 

Am zweiten Tag fahren wir ein paar Kilometer, stellen auf dem Parkplatz Route 160 unser Auto ab und laufen los zum Mont Joseph-Fortin. Mit 11 Kilometern und 490 Höhenmetern eigentlich eine machbare Sache, aber uns hätte folgendes auffallen sollen: Es standen keine anderen Fahrzeuge auf dem Parkplatz und von Beginn weg war der Weg mit unangenehm vielen und grossen Steinen gespickt. Die paar kleinen Schneefelder waren da noch das kleinste Problem und mit unserer Ausrüstung gut machbar. Und, was soll ich sagen? Diese Wanderung hat sowas von überhaupt keinen Spass gemacht! Wir zweigen noch zum „Point de vue de la Falaise“ (auf 1000 Metern) ab, geniessen die hübsche Aussicht und den selbstgemachten Pastasalat. Den Schlussaufstieg von hin und zurück ca. 3 Kilometern sparen wir uns und gehen zurück zum Ausgangspunkt.

Gefahrene Kilometer: 124 (Matane–Parc national), 20 im Nationalpark am zweiten Tag.
Übernachtet: „Gîte du Mont-Albert“, 2001 Route du Parc. Das Hotel verfügt über 60 Zimmer, wir haben aber das Glück, eines der tollen, alleinstehenden Chalets zu erwischen. Für uns ganz alleine! Kostet auch ein bisschen was, lohnt sich aber allemal. Selber kochen, genügend Platz, um das ganze Gepäck mal wieder komplett auspacken und sortieren zu können und am ersten Abend sogar draussen auf der Terrasse essen (wir geniessen einen Salat und Tomatenspaghetti mit selber gemachtem Sugo). Im Hotel können wir für ein paar Dollar auch noch unsere Kleider waschen und trocknen.
Wetter: Sonne, blauer Himmel, mal weniger mal mehr Wind, zwischen 22 und 25 Grad.

Tage 14–17: Percé
Die Fahrt der Küste entlang ist sehr schön. Teilweise etwas stockend, weil es so einige Baustellen und Langsamfahrstellen gibt und mit etwas Regen. Wir kürzen dann ein wenig mit einer Fahrt durch das Landesinnere ab, bevor wir in Gaspé wieder auf die Route 132 gelangen und dort an der Promenade Jacques-Cartier unser Picknick mit Aussicht geniessen. Es ist schon später Nachmittag, als wir durch die Kurven nach Percé runterstechen und dabei direkt ein erstes Mal den beeindruckenden Rocher Percé erblicken. Wir nutzen die letzten Sonnenstrahlen, um ihn uns vom Cap Mont Joli schon mal genauer anzusehen. Und ich verstehe, warum dieser Fels zu den touristischen Attraktionen der Provinz gehört.

   Abends, ca. 17.30 Uhr                                   Am nächsten Tag, ca. 12 Uhr.

Das Wetter in diesen drei Tagen ist sehr launisch, sodass wir uns zwei Mal gegen eine Unternehmung entscheiden. 1. Die Ìle Bonaventure liegt komplett im Nebel, sodass wir am Hafen das Boot nicht für einen Ausflug dahin nehmen. Stattdessen sitzen wir in der Sonne und geniessen das Spektakel des sich dauernd verändernden Ausblicks. Zwei, drei Stunden später sieht man dann die Insel, den Rocher und den Rest des Dorfes wieder komplett. 2. Wir wollen zur Glass Platform hochlaufen und schaffen es grad mal bis zur Kirche, bevor wir ein Donnerrollen hören und sich der Himmel verdunkelt. Abbruch. Natürlich ändert sich das im Laufe des Nachmittags wieder (ohne je geregnet zu haben), für uns aber leider zu spät.

   

Am Sonntag nehmen wir es Wochenende-gemütlich und schauen uns nachmittags das Formel-1-Rennen im TV an. Praktischerweise ohne Zeitverschiebung, da es in Montréal stattfindet. Im hübschen und direkt um die Ecke gelegenen „Nath&Compagnie“ bekommt man guten Kaffee und Lesestoff und zum Znacht zaubert der Mann ein leckeres Risotto. Insgesamt war es hier schön und entspannt, aber wir müssen zugeben: zwei Nächte hätten auch gereicht.

Gefahrene Kilometer: 306 (Mont-Albert–L’Anse-Pleureuse–Gaspé–Percé), 42 im und um den Ort.
Übernachtet: „Motel et Chalet Glenn“, direkt in Percé (Route 132). Das Chalet kleiner und einfacher als jenes in Mont Albert, aber mit dem Nötigsten ausgestattet und gemütlich. Die Mindestbuchung betrug drei Nächte.
Wetter: Sonne, Wolken, Regen, Wind, aber kein Gewitter (entgegen der Vorhersage). Zwischen 12 und 18 Grad.

Tage 17–18: Carleton-sur-Mer
Eine schöne Fahrt entlang der Küste. Unterwegs wagen wir bei McDonalds den ultimativen Sprach-Test und kaufen uns Kaffee im Drive-through. Im zweiten Anlauf wird meine Bestellung tatsächlich verstanden und wir bekommen auch das Richtige.

 

In Carleton-sur-Mer angekommen, landen wir auf der Suche nach etwas Gutem, Gesundem zum Lunch im „La Mie Véritable“, einer Bäckerei/Konditorei (unten) und einem Café mit Selbstbedienung (oben).  Es ist herzig, die Menschen freundlich, alles schmeckt. So dass wir uns am nächsten Morgen hier grad auch noch mit Kaffee und Gipfeli eindecken.

Am Nachmittag lässt das Wetter einen Spaziergang an der Chaleur-Bucht zu. Wir beobachten die Fischer, welche direkt im Wasser stehend ihre Angeln schwingen und geniessen den Ausblick und die frische Luft. Den Tag beschliessen wir mit einem Nachtessen im Hotel-Resto-Pup „St-Joseph“. Auf der Karte steht das übliche (Burger, Pizza, Pasta und Poutine) und zum Glück auch eine sehr gute Suppe und ein guter Salat.

Gefahrene Kilometer: 197.
Übernachtet: „Baie Bleue“, 482 Bd Perron, Carleton-sur-Mer. Ist ein Kongresshotel, unser Zimmer ist jedoch nicht im Haupthaus, sondern in einer der Motel-ähnlichen Anbauten direkt am Wasser. Schönes, grosses und günstiges Zimmer, etwas ringhörig.
Wetter: Tagsüber Regen, am späten Nachmittag hellt es auf und wir bekommen einen grandiosen Sonnenuntergang. Ca. 17 Grad.

Tage 18–19: Rimouski
Die heutige Route wird die schönste der ganzen Reise. Auf der Route 132 Ouest bestaunen wir Landschaft, Flüsse, Seen, Häuser, den blauen Himmel und die Wolkenmuster. Den Abzweiger nach Campbellton machen wir eigentlich nur, weil wir damit in die Provinz New Brunswick kommen. Der Mann möchte unbedingt testen, ob die eine Stunde Zeitverschiebung auf seinem iPhone automatisch passiert. Spoiler: Ja, das tut sie. Unser Picknick geniessen wir in Lac-au-Saumon im grossen, leeren und hübschen Park, welcher im Sommer auch ein Campingplatz ist.

   

Kurz vor Rimouski machen wir einen Abstecher zur „Site historique maritime de la Pointe-au-Père“, wo man 200 Jahre maritime Geschichte gezeigt bekommt, das U-Boot „HMCS Onondaga“ besichtigen und auf den Leuchtturm steigen kann.

 
Ebbe am Abend.                                    Flut am Morgen.

Nach unserem Check-in machen wir auf dem Boardwalk einen Spaziergang in den Ort hinein und suchen nach Restaurants und (kleinen) Läden. Gibt aber leider nicht wirklich was, sodass wir nach unserer Rückkehr im hoteleigenen Restaurant „La Brigade 225“ Salat, Nachos und Zwiebelringe verdrücken. Ganz okay, nur leider mal wieder nicht das Gesündeste und trotz der bestellten kleinen Portion zu viel.

Gefahrene Kilometer: 269 (Carleton-sur-Mer–Campbellton–Lac-au-Saumon–Rimouski)
Übernachtet: „Hotel Rimouski“, 225 Bd René Lepage, Rimouski. Ein Kongress-/Veranstaltungshotel. Gross. Für einmal mit einem Innenpool, der auch nicht mit Menschen überfüllt ist. Was ich direkt zwei Mal nutze.
Wetter: Blauer Himmel, Sonne, wenig Wolken. Morgens ca. 14 Grad, abends 20.

Tage 19–20: Montmagny
Die Fahrt geht auch heute wieder über die Route 132 Ouest. Wir halten immer mal wieder an und schauen uns um. In Trois-Pistoles eigentlich nur, weil ich auf ein cooles Schild mit dem Ortsnamen für ein Foto hoffe (leider vergeblich), Rivière-du-Loup ist recht herzig und bietet den Parc de la Croix, den Parc des Chutes und ein leckeres Mittagessen im „Café L’Innocent“ an der Rue Lafontaine. Des weiteren kommen wir durch Notre-Dame-du-Portage, Saint André, Kamouraska und Rivière-Ouelle und bestaunen die Landschaft, Felder und Häuser.

   

In Montmagny drehen wir eine Runde mit dem Auto, auf der Suche nach einem guten Restaurant. Leider Fehlanzeige. Auch das von Tripadvisor als Nummer 1 ausgewiesene Gourmet-Restaurant „La Couvée“ bot dann wieder die üblichen Salade César, Pasta Alfredo, Poulet Général Tao und Burger an. Das konnten wir auch im Hotelrestaurant haben, inklusive ein wenig Action, als die Feuerwehr mit Blaulicht, Sirene und zwei Fahrzeugen direkt neben unserem Tisch parkierte und ins Hotel rannte. Nach etwa einer Stunde kamen sie dann ziemlich entspannt wieder raus. Der Grund für ihren Einsatz (ich dachte ja zuerst, sie würden sich ihr Abendessen abholen): Eine Lady im Rollstuhl konnte nicht mehr raus, weil der Treppenlift defekt war.

Gefahrene Kilometer: 252 (Rimouski–Trois-Pistoles–Rivière-du-Loup–Montmagny)
Übernachtet: „Hotel Centre-Ville“, 3 Boul. Taché, Montmagny. Motel-Style, mit Parkplatz direkt vor der Türe. Grosses, modernes Zimmer.
Wetter: Das wäre ein toller Tag zum Wandern gewesen! Sonne, blauer Himmel, morgens schon 18 Grad, Nachmittags 25.

Tage 20–22: Trois-Rivières
Wir fahren über Lévis – von wo aus man auch bei Wetterpech einen tollen Blick auf Québec hat – nach Trois-Rivières. Hier verbringen wir die letzten zwei Tage vor unserer Rückreise in die Schweiz.

 

Ist es bei unserer Ankunft noch verregnet, verbringen wir den nächsten Tag bei schönstem Sonnenschein und warmen Temperaturen. Und an diesem Freitag ist in der Provinz Québec der Feiertag St. Jean Baptiste Day. Das bedeutet auch, dass einige Läden und alle Shoppingcenter geschlossen sind. Blöd für uns, wollten wir uns doch noch ein paar Dinge besorgen. Tja, also ein bisschen mehr draussen und zu Fuss unterwegs.

Wir machen einen längeren Spaziergang durch die Altstadt entlang dem Wasser, vorbei am Amphithéâtre Cogeco und über die Brücke der Route 132 rüber auf die Île Saint-Christophe, wo wir dann merken, dass es zu Fuss (und zurück) noch etwas arg weit bis zur Basilique Notre-Dame-Du-Cap ist, welche das Ziel des heutigen Spaziergangs war. Wir gehen also über eine andere Route durch die Stadt zurück und holen unser Auto. Mit ÖV ist hier nix zu wollen.

     

Mich erinnert die Basilika mit ihrer eigenwilligen Architektur ein wenig an die „Raketenkirche“ von Siracusa. Und wie schon jene, gefällt mir auch diese. Wenig Besucher*innen an diesem Tag, das dazugehörige Restaurant und der Souvenirshop sind heute – wohl aufgrund des Feiertages – geschlossen.

Gar nicht mal so schlechtes italienisches Essen gibt es im „Angéline“ an der Rue des Forges und die Falafel-Pita des vegan kochenden (végétalien, wie das hier in französisch heisst) „Café Frida“, welche wir zum Lunch geniessen, war ausgezeichnet. Auch das Frida liegt an der Rue des Forges, direkt unten am Sankt Lorenz Strom.

 

Gefahrene Kilometer: 218 (Montmagny–Lévis–Trois-Rivières), 24 im und um den Ort.
Übernachtet: „Hotel Oui GO“, 1413 Rue Notre Dame Centre, Trois-Rivières. Unser Auto können wir für 7 Dollar am Tag auf dem nahegelegenen Parkplatz abstellen, Gepäck ausladen geht direkt vor dem Hotel. Dieses mitten im Zentrum gelegene und erste Boutique-Hotel in der Innenstadt war früher mal eine Bank. Modern, stylisch und praktisch eingerichtet, grosses Zimmer. Und ein noch grösseres Bad: hier hätte problemlos noch eine freistehende Badewanne Platz gehabt.
Wetter: bei der Ankunft Regen und ca. 16–18 Grad, am zweiten Tag und bei der Abreise Sonnenschein und blauer Himmel bei ca. 24 Grad.

Rückreise
An Tag 22, einem Samstag steht die Rückreise in die Schweiz an. Am Freitag habe ich uns bereits online eingecheckt und kann dabei nochmals von einem Business Class Upgrade zum ähnlichen Preis profitieren. Was sich auf der Rückreise (über Nacht) grad noch mehr lohnt. Mit dem Auto fahren wir von Trois-Rivières in wenigen Stunden an den Flughafen Montréal, wo wir innert Minuten und ohne Probleme unser Auto bei Hertz/Thrifty zurückgeben. Wir sind etwas zu früh und müssen noch eine Stunde rumbringen bis Check-in möglich ist. Dafür geniessen wir nachher die Zeit in der Air Canada Business Lounge, bevor wir mit rund einer Stunde Verspätung abfliegen und ebenso in Zürich ankommen. Sehr entspannt, da ich dank den Vorzügen der Business Class tatsächlich ein paar Stunden schlafen konnte.

Fazit
Insgesamt sind wir 2734 Kilometer gefahren und 165 Kilometer (ein Viertel davon alleine in den ersten vier Tagen in Montréal) gelaufen. Wir hatten drei wirklich schöne, entspannte Wochen. Die von uns gewählte Route war nicht von Touristen überfüllt. Vielleicht, weil es Spektakuläreres gibt, man sich vom Quebecer Französisch abschrecken lässt oder noch keine Hauptreisezeit war. Ich muss trotzdem sagen, dass die Strecke Calgary–Vancouver, welche wir 2017 gemacht hatten, eindrücklicher und in der Erinnerung nachhaltiger ist. Einen ähnlichen Roadtrip wie dieses Mal könnte man wahrscheinlich auch in Italien oder Frankreich machen. Nichtsdestotrotz… wir kommen sicher wieder nach Kanada zurück und dann wird es hoffentlich nach vielen Jahren endlich mal wieder Toronto sein.

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