Ausflüge, Deutschland, Europa, Unterwegs
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Stuttgart: A long Weekend.

März 2024 – Als ich einer Kollegin erzähle, dass der Mann und ich über Ostern für ein paar Tage nach Stuttgart fahren, schaut sie mich mit grossen Augen entsetzt an und fragt nur: „Warum?“ Die Erklärung: Sie hat lange da gelebt und findet wohl nicht mehr viele Gründe, warum man da seine freien Tage verbringen sollte. Ich hingegen denke: Es gibt überall Neues zu entdecken und Schönes zu sehen.

Anreise
Mit dem Zug. Leider für einmal etwas umständlicher, da aufgrund von Baustellen die Direktfahrt nicht möglich ist. Die Alternative (Bus ab Singen) dauert ziemlich lange, sodass wir schneller – aber mit trotzdem vier Stunden – mit der DB via Memmingen und Ulm nach Stuttgart reisen. Was auch etwas höhere Kosten zur Folge hat. Für die Rückreise haben wir Glück: die Bauarbeiten sind (für den Moment) beendet und wir können direkt in drei Stunden nach Zürich zurückfahren.

Übernachtung
Im Adina Apartment Hotel, Kopenhagener Strasse 3: In Fussdistanz zum Hauptbahnhof gelegen, U-Bahn-Haltestelle „Stadtbibliothek“. Durchschnittspreis pro Nacht CHF 170.– für das Studio mit kleiner Küchenzeile. In der Hauptsaison sind die Preise jedoch bestimmt um einiges höher. Die Lage ist gut für all unsere Unternehmungen und einkaufen können wir direkt im nebenan gelegenen Einkaufszentrum „Milaneo“.

Ausflüge und Unternehmungen
Zu Fuss lässt sich die Stadt echt gut entdecken. Braucht man mal ein wenig Pause vom Laufen, springt man in die U- oder S-Bahn, Haltestellen gibt es genug und in kurzen Abständen.

Kunstmuseum
 
Hat mich extrem begeistert! Der Bau und die Architektur sind beeindruckend, aber auch die Vielfalt der Objekte und Ausstellungen sowie deren Integration in den einzelnen Räumen. Die Ausstellung „Sieh dir die Menschen an“ – das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit – mit Kunstwerken von Otto Dix, George Grosz, Jeanne Mammen und weiteren Künstler*innen ist sehr interessant, die Werke von Otto Herbert Hajek (oben rechts) sind aber noch ein bisschen mehr mein Ding. Toll ist auch die Aussicht vom Cube Restaurant – wo wir sehr nett geluncht haben – über die ganze Stadt. Kunstmuseum Stuttgart, Kleiner Schlossplatz 1, kunstmuseum-stuttgart.de.

Stadtbibliothek
  
Die Stadtbibliothek Stuttgart wurde vom südkoreanischen Architekten Eun Young Yi entworfen und im Oktober 2011 eröffnet. Sie gehört zu den modernsten Bibliotheken Europas und zieht scharenweise Besucher an. Man kommt auch ohne Ausweis rein und kann sich überall im Gebäude umsehen. Stadtbibliothek, Mailänderplatz 1, stadtbibliothek-stuttgart.de.

Weissenhofsiedlung
   
Die Siedlung entstand 1927 als Teil der vom Deutschen Werkbund initiierten und von der Stadt Stuttgart finanzierten Ausstellung „Die Wohnung“. Von den ursprünglich 33 Häusern bestehen noch 22 in der Originalform und sind privat bewohnt, einzig das Doppelhaus (oben Mitte und Rechts) von Le Corbusier und Pierre Jeanneret (seit 2016 UNESCO Welterbe) kann als Museum auch von innen besichtigt werden. Ein interessanter Spaziergang zu einem spannenden Stück Geschichte. Weissenhofmuseum im Haus „Le Corbusier“, Eintritt 5 Euro pro Person (ab September 2024: 6.50 Euro). Führungen gibt es sowohl im Museum als auch in der Siedlung.

SWR Fernsehturm
 
Da hoch wollen wir einfach, auch wenn es so ziemlich das Touristischste hier ist. Wir fahren vormittags mit dem Bus Nummer 70 bis zur Haltestelle „Ruhbank“, laufen die paar Meter durch den Wald, kaufen ein Ticket (10.50 Euro pro Person, Führungen gibt es für 12 Euro pro Person) und stehen fünf Minuten später auf der Plattform des 217 Meter hohen Turms. Die Sicht ist gut, wenn auch nicht ganz so klar, wie sie wohl sein könnte. Egal, wir haben einen tollen Rundblick! Wieder unten laufen wir über die Sportanlagen durchs Quartier zur Haltestelle „Degerloch“, wo wir die Standseilbahn, genannt Zacke, runter zum Marienplatz nehmen und im „Café Galao“ gut und günstig zum Mittag essen. Und dabei sogar draussen sitzen können.

Spaziergänge
   
Wie immer quer durch die Stadt, aber auch einmal etwas ausserhalb. Wir nehmen den Bus bis (vermeintlich) Schloss Solitude, dieser fährt (heute) allerdings nur bis zur Haltestelle „Forsthaus II“, sodass wir erst noch gut befahrene Strassen (ohne Fussgängerstreifen) überqueren müssen. Ist das erstmal geschafft, haben wir einen ziemlich netten Spaziergang vor uns. Als erstes schauen wir uns das Schloss Solitude an. Besichtigungen sind nur mit Führungen möglich und das auch nicht jeden Tag. Wir haben kein Glück und spazieren einfach aussenrum, mit Ausblick auf Stuttgart. Weiter gehts über Wiesen und durch Felder entlang dem Bach bis zum „Bärenschlössle“, wo wir auf viele weitere Ausflügler treffen, welche sich hier eine Pause gönnen und das schöne Wetter geniessen. Wir teilen uns eine Portion Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen (in der Schweiz würden wir dazu Wienerli sagen). Sehr lecker! Das spezielle an der Zubereitung der Linsen? Sie werden mit Mehlschwitze gemacht und mit Balsamico abgeschmeckt. (Kaum zuhause muss ich das natürlich so schnell als möglich nachkochen und kriege es mit diesem Rezept tatsächlich ziemlich ähnlich hin). Weiter gehts wieder durch den Wald und vorbei am Rotwildpark mit freilaufenden Rehen und Hirschen, bis wir irgendwann am Waldrand bei der Botnanger Hochhaussiedlung ankommen und da an einer der nächsten Haltestellen den Bus in die Stadt nehmen. Ein sehr netter Ausflug.

Einkaufen
Die Königstrasse fand ich einen ziemlichen Graus. Völlig überfüllt mit Menschen, welche taschenweise Kleider von den Billiganbietern dieser Einkaufsmeile nach Hause schleppen. Abseits davon gibt es aber das eine oder andere Nette.

 

 

  • Boutique Mademoiselle YéYé , Eberhardstrasse 6: Besondere Kleidungsstücke für Frauen. Mit einem Hauch von Vintage.
  • Warenhaus Breuninger, Marktstrasse 1–3: Für einfach alles – und das grosse Portemonnaie.
  • Eppli im Königsbau, Königstrasse 18: Ich kann mir von den hier präsentierten Pre-Owned-Luxusartikeln natürlich keinen leisten, aber anschauen musste ich sie mir schon, weil einfach schön.
  • Suppastore, Paulinenstrasse 44 und Neue Brücke 4: Schuhe, Mode und Lifestyle kuratiert für Männer und Frauen, exklusive Marken.
  • Hut-Hanne, Eberhardstrasse 31: Hochwertige Hüte für Damen und Herren. Mir hat es ja eine Fliegerkappe angetan, aber die ist dann doch nicht so alltagstauglich und bleibt somit da.
  • Stuttgarter Markthalle, Dorotheenstrasse 4: Das 1914 eröffnete und seit 1972 unter Denkmalschutz stehende Jugendstilgebäude bietet Platz für 33 Verkaufsstände und drei gastronomische Betriebe. Auch wir decken uns hier zwischendurch mit ein paar Leckereien ein.


Essen

Das ultimative Highlight war der Abend in Vincent Klinks „Wielandshöhe“, Alte Weinsteige 71 (Tram-/Bushaltestelle „Wielandshöhe“ direkt vor der Haustüre). Der Mann ist ein echter Fan: Er liest alles von ihm und über ihn und kocht Rezepte nach. Und als ich kurz vor unserer Abreise sehe, dass man für einen Abend tatsächlich noch einen Tisch reservieren kann, mache ich das umgehend. Was man aber auch noch schaffen muss, denn das Restaurant ist nur von Mittwoch bis Samstag geöffnet. Und was soll ich sagen? Es war einfach grossartig! Wir wählen das Menü mit vier Gängen (Fleisch für den Mann, vegetarisch für mich) für 125 Euro pro Person plus Weinbegleitung. Meine Neun-Kräuter-Suppe roch nach einer Heuwiese und wird mit frischen Frühlingskräutern zubereitet. Eine schmackhafte Überraschung! Tochter Eva Klink leitet das Restaurant zusammen mit ihrem Vater und ist herrlich direkt in ihrem Service und der Weinberatung. Der Vater schafft es zum Glück von der Küche auch noch an unseren Tisch, worüber sich der Mann schon auch (verhalten) freut.

Wetter
Gutes, meist sonniges Wetter. Temperaturen zwischen 10 und 18° C.

Fazit
Mir hat es sehr gut gefallen und das lange Wochenende hat sich echt gelohnt. Ich kann mir auch gut vorstellen, mal für ein paar Tage wiederzukommen, denn wir haben sicher noch nicht annähernd alles gesehen. Vorausgesetzt, man kann mit dem Zug direkt und ohne Verspätung von Zürich anreisen.

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