Oktober 2017 – Für einmal reisen wir etwas länger: von Kyoto bis Naoshima benötigen wir nämlich rund vier Stunden und benutzen drei verschiedene Züge sowie die Fähre von Uno bis Miyanoura. Dies allerdings bei schönstem Wetter und abwechslungsreicher Landschaft, also ein Vergnügen.
Lange vor unserer Reise habe ich in einem Interview eines älteren, berühmten Fotografen (den Namen habe ich tatsächlich vergessen!) gelesen, dass man Kunst nicht gesehen hat, wenn man nicht auf Naoshima war. Und nach einem Blick auf die Website war für mich klar, dass auf unserer Japan-Reise ein Besuch hier drinliegen muss.
Schwieriger war es, ein Zimmer im „Benesse House“ zu bekommen, da permanent ausgebucht. Ich gab schon fast auf und hab dann in Tokyo trotzdem nochmals auf die Seite geschaut und tatsächlich Glück gehabt. Der Aufenthalt ist allerdings nicht günstig (es gibt alternativ aber auch Guest Houses und Zimmer bei Einheimischen) und zu den Zimmerkosten kommen auch noch die Verpflegungskosten. Diese könnte man senken, in dem man sich in einem der Cafés in den Inselortschaften Honmura oder Miyanoura verpflegt. Allerdings gibt es davon nicht sehr viele und abends sind die meisten geschlossen, einen Seven-Eleven sucht man hier vergebens (einen kleinen CO-OP gibt es jedoch).
Wir haben für zwei Übernachtungen, zwei Mal Frühstück und zwei Mal Nachtessen (ohne eine grossartige Flasche Wein) etwa 1200 Franken ausgegeben. Das ist nicht wenig, aber das war es auch wert. Denn was wäre reisen, wenn man sich nicht zwischendurch etwas so Tolles, Einmaliges gönnt?
Sehr viele Bauten hier wurden vom japanischen Architekten Tadao Ando geplant und realisiert. Einigen von euch vielleicht ein Begriff, weil er auch für den Konferenzpavillon des Vitra Campus in Weil am Rhein verantwortlich zeichnet (die Architekturführung dort sei an dieser Stelle mal wieder wärmstens empfohlen).
Und jetzt endlich mal ein paar Bilder! Auch wenn man innen praktisch nirgends fotografieren darf.
Benesse Area
Ein Steinskulpturenpark, ein Bootssteg hinaus ins Meer, der berühmte Kürbis von Yayoi Kusama, Figuren von Niki de Saint-Phalle und ein wunderschöner Strand sind nur ein Teil dessen, was man im Aussenbereich sehen kann.
- „Benesse House Museum“ (mit integriertem Hotel oder umgekehrt): meines Erachtens das einzige Museum, in welchem die gezeigte Kunst die Hauptrolle spielt. Auch in der Anzahl der Werke. In den anderen steht die Architektur im Vordergrund und ist oftmals die Hülle für nur ein Werk. Was aber natürlich in der Abwechslung genauso interessant ist und teilweise etwas Meditatives hat. Meine Lieblingswerke: Yukinori Yanagi „The World Flag Ant Farm 1990“, Jennifer Bartlett „Yellow and Black Boats“ und Bruce Nauman „100 Live and Die“.
- „Chichu Art Museum“: „Time/Timeless/No Time“ von Walter de Maria hat in diesem Raum etwas von einer Kirche und Architektur und Kunstwerk kommen nur in der Gemeinsamkeit zur Geltung. Claude Monets „Seerosen“ werden in einem Raum gezeigt, dessen Boden mit Mosaik-Steinplättchen wie in einem Pool gestaltet ist. Perfektion!
- „Lee Ufan Museum“: Hier gefällt mir die Architektur besser als die Kunst, nur das Werk „Meditation Room“ beeindruckt mich wirklich.
Honmura
Liegt auf halber Strecke von Miyanoura und Benesse, zu Fuss braucht man von hier zum Hotel etwa 30 Minuten. Neben unten beschriebenen Objekten gibt aus noch Verschiedenes an Kunst direkt auf der Strasse (das Dorf ist sehr überschaubar, zu Fuss kommt man überall hin) und einen Tempel die Treppe und etwas den Hügel hoch, direkt neben dem Art House Project „Minamidera“.
- „Ando Museum“: In einem über 100 Jahre alten Holzhaus hat Tadao Ando sein eigenes Haus in Beton eingebaut. Und zeigt die Entstehungsgeschichten einiger seiner Projekte.
- „Art House Project“: Insgesamt sechs Häuser im Dorf verteilt, welche ganz Unterschiedliches zeigen. Mal eine Installation mit elektronischen Zahlen im Wasser, welche in verschiedenen Geschwindigkeiten von 1 bis 9 leuchten (Tatsuo Miyajima); mal 15 Minuten ganz im Dunkeln in einen Raum tasten, sich setzen und darauf warten, bis man Licht sieht (James Turrell) oder ein original belassenes Haus mit modernen Paravents und bemalten Wänden.
Bewegen tut man sich von Kunst zu Kunst per Fahrrad (kann man direkt am Miyanoura Port mieten), zu Fuss oder mit dem Bus. Die Distanzen sind überschaubar (die Fläche der Insel beträgt etwas mehr als 8 Quadratkilometer).
Noch mehr Kunst gibt es auf drei Nachbarinseln zu sehen, dafür müsste man aber wohl nochmals ein, zwei Tage mehr Zeit einplanen.
Eintrittspreise
Es gibt kein Kombiticket, welches einem den Eintritt in alle Museen erlaubt. Einzig beim Art House Project gibt es ein Multiticket für 1030 Yen (Einzelpreis pro Haus 410 Yen). Pro Museum zwischen 510 und 2060 Yen.
Wetter
Traumhaft! Blauer Himmel und Sonnenschein bei ca. 20 Grad. Ich bekomme eine Vorstellung davon, wie wunderschön es hier im Sommer am Strand sein muss.
Oh, du lässt mein Herz springen! Da kommen tolle Erinnerungen auf. Auch ich hab damals über Naoshima geschrieben: https://www.ditomag.ch/japan-part-3-naoshima
Schön zu wissen, dass es immer noch so traumhaft ist. 🙂
Oh, daran habe ich gar nicht mehr gedacht! Jetzt aber gelesen und ja, in der Tat, es ist noch genauso toll und wunderschön…