Ein Kulturschock? Eigentlich nicht. Wie soll man denn von soviel Freundlichkeit geschockt sein? Vor lauter „Konnichiwà!“ „Hai!“ „Arigato!“ „Domo arigato gozaimas!“ klingeln einem die Ohren und überhaupt weiss man gar nicht mehr, wohin lächeln und nicken.
Allerdings haben die Japaner ein paar Eigenheiten, welche es erst einmal zu entdecken und (halbwegs) zu verstehen gilt.
Das Coolste passiert ja schon auf dem Flug von Bangkok nach Tokyo mit Japan Airlines: Wo man bei anderen Fluggesellschaften (und Flugzeugmodellen) noch händisch eine Klappe hoch- oder runterziehen muss, gilt es hier den Knopf zu drücken, um den gewünschten Verdunkelungsgrad in Blaustufen einzustellen.
Die Toiletten erscheinen einem im ersten Moment wie ein Flugzeug-Cockpit. Lesen geschweige denn verstehen kann man schon mal grad gar nichts, die Piktos erklären ein bisschen was. Nichtsdestotrotz habe ich schallend losgelacht, als ich das erste Mal den geheizten Sitz gespürt und den Sound „Wasserfall“ auf die Ohren bekam. Ob zur Anregung oder Übertönung der Geräuschkulisse? Ich sage mal: „Zwei Fliegen mit einer Klappe…“
Von der Toilettekabine mit Kindersitz wären bestimmt einige Mütter begeistert (bei den Herren gibt es diese übrigens nicht, wie der Mann bestätigt), eine erste Umfrage in meiner Familie hat auf jeden Fall ein entsprechendes Resultat ergeben.
In wirklich jedem Restaurant steht unter dem Tisch oder neben dem Stuhl ein Körbchen, damit man seine Handtasche oder den Rucksack reinlegen kann. Damit auch ja nichts dreckig wird… Und Angst, dass etwas geklaut wird, muss man schon gar nicht haben.
Schirme haben hier – da Begleitgegenstand Nummer 1 – ein eigenes Schliesssystem. Man sieht diese Anwendung häufig in Museen, Tempeln und Palästen.
Schlürfen beim Nudelsuppe essen? Ach, man gewöhnt sich an alles. Und überhaupt: das machen auch hier längst nicht alle so übertrieben. Wichtig nur: es dem Mann zuhause sofort wieder abgewöhnen!
Das nenne ich mal eine kreative Umsetzung eines Abfallkübels! Haushaltsabfälle passen nicht rein, Holzstäbli jedoch schon. Und für Tiere ist es auch eher ungefährlich.
Der Japaner wartet bei Rotlicht. Und zwar immer und bei jedem. Da mussten wir uns doch wieder ein wenig umgewöhnen. Vor allem, wenn man an einer Einbahnstrasse steht, die zwei Meter breit ist. Kommt was? Nein! Also laufen. Um dann festzustellen, dass es tatsächlich eine Ampel gab. Ups!
Allerdings gibts auch hier noch was ziemlich tolles: bei Kreuzungen, an denen die Fussgänger auf allen vier Seiten gleichzeitig grün haben, ist es erlaubt (wenn in der Mitte entsprechend markiert), dass man quer laufen darf, also zwei Seiten in einem Mal grün erwischt. Natürlich nicht immer so beeindruckend wie im Bild nebenan vom Bahnhof Shibuya.
Mit Pfeilen, Linien und Strichen ist vielerorts gekennzeichnet, wie man laufen soll. Und meistens halten sich die Menschen auch dran. Interessant finde ich das Verhalten auf der Rolltreppe: hier heisst es „links stehen, rechts gehen“, ohne dass sich eine entsprechende Beschriftungen oder Füsse als Markierungen auf der Rolltreppe finden liessen. Steht jedoch jemand als erster auf die rechte Seite, reihen sich alle anderen hinter dieser Person ein und links wird überholt. Flexibilität eben…
Ich habe mit diesem Beitrag begonnen, als wie vor drei Wochen hier in Japan angekommen waren und tatsächlich alles noch neu und oftmals überraschend war. Allerdings habe ich mich so schnell an gewisse Dinge gewöhnt, dass sie mir heute gar nicht mehr so speziell vorkommen und ich sie mir für zuhause auch wünschte. Wie zum Beispiel den Badezimmerspiegel, der ein,(geheiztes) Rechteck freilässt, wo er, während jemand duscht, nicht anläuft. Und ja, am allermeisten, diese Freundlichkeit und jederzeit ein Lächeln im Gesicht…
Absolut cooler Beitrag.
Merci dir, liebe Jackie. Ich freue mich sehr über jedes Feedback zu meinen Beiträgen!