September 2025 – Heute überlasse ich diesen Blog mal einem Gastautor und zwar meinem Vater, David Tschudi. Er unternimmt immer wieder tolle Reisen in Europa, teilt von unterwegs Fotos via WhatsApp und schreibt zum Abschluss einen Reisebericht, den er innerhalb der Familie teilt. Ich habe immer viel Freude daran, diese zu lesen und hoffe, ihr nun auch.
Tag 1
Ursprünglich war meine Reise durch den Balkan (Kroatien, Montenegro, Serbien, Bulgarien, Rumänien), zum Teil auch mit meiner zweitältesten Tochter, im Mai 2025 vorgesehen. Aufgrund externer Einflüsse geht es nun etwas später auf diesen Trip, und leider auch ohne Begleitung.
| Siegershausen | ab | 13.08 Uhr |
| Weinfelden | an ab | 13.24 Uhr 13.36 Uhr |
| Zürich | an ab | 14.25 Uhr 14.33 Uhr |
| Lugano | an ab | 16.28 Uhr 19.00 Uhr |
| Milano Centrale | an | 20.17 Uhr 21.50 Uhr |
Über Zürich erreiche ich Lugano und treffe hier im Bahnhof meine Schwester Heidi. Es ist auch schon wieder eine Zeit her, seit ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Wir tauschen uns über dies und das aus, unter anderem zeigt sie mir Bilder vom Ort, wo ich aufgewachsen bin. Zwischendurch schaue ich in meine Interrail-App um zu sehen, ob die während der Fahrt von Zürich nach Lugano aktivierte Fahrt in Ordnung ist. Ups, es kommt die Meldung, dass ich noch ein Update hochladen solle. Mache ich, kann den Button eh nicht überspringen. Der Schock: Aktion nicht möglich, ich hätte eine veraltete iPhone-Version. Ich kann nun sowohl meinen Interrail-Pass wie auch die aktivierte Fahrt nicht mehr auf dem Handy vorweisen. Gehe schnell zum SBB-Schalter um mir vielleicht Hilfe zu holen. „Da kann ich leider nichts machen“, so die Antwort der Angestellten. Nach der Verabschiedung von meiner Schwester steige ich um 19 Uhr in den Tilo nach Milano. Weil keine Kontrolle stattfindet, überstehe ich diese erste Herausforderung. In Gedanken bastle ich mir italienische Sätze wie ich dem capo treno im Nachtzug nach Bari meine Situation erklären will.
Ankunft in Milano. Obwohl ich weiss, dass die „Bar Milano“ (gleich um die Ecke beim Centrale) nicht gerade günstige Preise hat, suche ich diese auf. Sicher bekomme ich WLAN und kann im Internet mein Problem recherchieren. Bringt nichts! Dafür bietet il conto der Bar Überraschendes: 4 Dezi Bier, 8 Euro, Chips, die mir der Kellner – ungefragt – in einem Körbchen bringt, 2 Euro und sage und schreibe 4 Euro für WLAN-Nutzung. Die Frechheit des Kellners, ob er mir 5 Euro Trinkgeld abziehen dürfe – ich bin perplex. Völlig verärgert gestehe ich ihm 1 Euro zu.

Mit meiner Sitzplatzreservation meistere ich die Eingangskontrolle zu den Gleisen. Im Zug finde ich meinen Platz an idealer Position: Dreier-Reihe und hier der dritte Platz mit Sicht auf den Gang und viel Beinfreiheit. Meinen zurechtgelegten Text muss ich bei der Billetkontrolle nicht aufsagen. Der Zugbegleiter scannt die Reservation – und das wars. Kein Railpass, kein Ausweis. Super, die Reise in die italienische Nacht kann beginnen. Wie so üblich in Nachtzügen (oder auch Bussen) versuchen die Passagiere sich in möglichst bequeme Position zu bringen. Vielleicht kann man etwas dösen und im besten Fall sogar etwas schlafen. Ob mir das heute auch gelingt?
Tag 2
Wir sind immer noch unterwegs im Nachtzug der FS nach Bari. Einige Passagiere verlassen den Zug und neue steigen zu. Neben mir wird ein Sitz frei, und plötzlich habe ich nicht nur Beinfreiheit, sondern auch etwas mehr Raum in der Breite. Langsam wird es Tag und im Wagen spürt man die übliche Spannung vor Erreichen des Zielbahnhofes. Pünktlich treffen wir in Bari Centrale ein. Rucksack satteln und im Café, welches ich von früheren Reisen noch kenne, einen Cappuccino und eine Brioche con crema bestellen. Die ideale Stärkung nach der langen Nachtfahrt.
| Bari Centrale | an | 07.40 Uhr |
| Bari Terminal Crociere | ab | 11.00 Uhr |
| Dubrovnik (Kroatien) | an ab | 19.00 Uhr Unmittelbar nach Ankunft |
| Bar (Montenegro) | an | 23.30 Uhr |

Es ist inzwischen acht Uhr und ich soll mich laut Direktiven von Direct Ferries 120 Minuten vor Abfahrt am Terminal Crociere melden. Auch wenn ich einen nicht geplanten Umweg laufe, kann ich meine Reservation rechtzeitig gegen ein Ticket bei der Fährgesellschaft Jadrolinija eintauschen. Der Weg zur Fähre Dalmacinija wird auch wieder etwas in die Länge gezogen: Zwei Mal werde ich von unmotivierten Sicherheitsleuten in die falsche Richtung gewiesen. Ihr Hauptaugenmerk gilt eh einem eben angelegten grossen Kreuzfahrtschiff und dessen Passagieren.
Mit etwas Verspätung stechen wir in See. Kein hoher Wellengang. Stahlblauer Himmel und eine leichte Brise. Fühle mich wie auf einer Kreuzfahrt. An Bord gute Restaurants und Bars. Genügend gepolsterte Bänke und Sitze um den verpassten Schlaf der letzten Nacht in dösendem Zustand nachzuholen. Was will man mehr? Ursprünglich sollte die Überfahrt von Bari nach Bar (Montenegro) erfolgen. Wegen eines Einsturzes einer Anlegestelle in Bar steuern wir nun den Hafen von Dubrovnik (Kroatien) an. Ich folge dem Aufruf der Schiffscrew und melde mich an der Reception, damit die Busfahrt für Passagiere ohne eigenes Vehikel von Dubrovnik nach Bar organisiert werden kann. Wunderschöne Abendstimmung beim Einlaufen in Dubrovnik. Bin aber froh, nicht hier bleiben zu müssen. Riesige Hotelanlagen, mehrere Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Ein überlaufener Ferienort an der kroatischen Küste! Nach dem Verlassen der Fähre suchen meine Blicke gespannt den Bus, der mich nach Bar bringen soll. Nichts auszumachen. Plötzlich höre ich meinen Namen rufen. Eine Angestellte des Hafens erklärt mir, dass ich der einzige Passagier sei und mich ein Fahrer mit einem Kleinbus nach Bar bringen werde.
Atemberaubend beginnt die Fahrt. Die Sonne geht unter und der Blick von der Küste aus über das Meer – einfach toll. Ich habe ausgerechnet, dass wir für die Fahrt von Dubrovnik nach Bar (ca. 160 km) ungefähr 2½ Stunden benötigen werden. Ich habe nicht einkalkuliert, dass der Küste entlang viel Verkehr herrscht und wir mehrere grössere Ferienorte passieren müssen. Immer wieder führt die Strasse in eine Bucht und irgendwann kürzen wir den Weg mit der Nutzung einer kleinen Fähre ab. Wir erreichen den Zoll an der Grenze zu Montenegro. Allerdings haben die Zöllner nicht sehr grosses Interesse an uns. Sie füttern nämlich gerade Wildschweine, die sich neben ihrem Zollhäuschen aufhalten. Schlussendlich sind wir rund vier Stunden unterwegs. Meinem Fahrer möchte ich beliebt machen, dass er mich in Bar an der Autobusstation absetzt. Meine Unterkunft befindet sich nämlich nur gerade fünf Gehminuten davon entfernt. Partout geht er nicht darauf ein. Er hätte den Auftrag mich an den Hafen in Bar zu fahren, so wie wenn ich mit der Fähre gekommen wäre. So wird’s halt nun auch ausgeführt. Zum Glück steht dort gleich ein Taxi dessen Fahrer allerdings mit meinen Sprachkenntnissen nicht viel anfangen kann. Ich zeige ihm die Adresse meiner Zimmerreservation. Die Strasse kennt er nicht. Kurzerhand stellt er auf seinem Telefon die darauf vermerkte Telefonnummer ein. Wohlgemerkt, es ist kurz vor 24 Uhr und eine private Unterkunft. Die Vermieterin meldet sich und erklärt ihm mehr oder weniger freundlich den Weg zum „Green Place“. Ich komme an und der Schlüssel liegt, wie zuvor per Mail vereinbart, unter dem Tisch auf der Veranda. Zimmer noch etwas runterkühlen (Klimagerät) und dann gute Nacht.
Tag 3

Da ich nicht vorhabe, in Bar gross auf Entdeckungstour zu gehen, schlafe ich erstmal aus und geniesse die Ruhe und Frische auf meiner Veranda. Hin und wieder schaut eine Katze vorbei oder ein Eidechschen quert flink mein Territorium. Gemütlich und erholsam. Mit einer guten Beschattung und einer leichten Brise ist die Hitze hier auf dem Sofa leicht zu ertragen. Gegen Mittag meldet sich der Hunger und ich mache mich auf zum nahegelegenen Bahnhof. Zuerst besorge ich mir das Ticket für die morgige Fahrt nach Belgrad. Für 11 Stunden Fahrt bezahle ich 23.80 Euro. In der angenehmen Gartenwirtschaft des Bahnhof-Bistros geniesse ich ein einheimisches Bier zusammen mit einem Sandwich. Die Zeit bis zum frühen Abend verbringe ich mit Reiseplanung und Lesen auf meiner lauschigen Veranda.

Das Leben in Bar spielt sich im Bereich des Hafens ab. Darum mache ich mich am frühen Abend auf den Weg dorthin. Tatsächlich, eine Flaniermeile mit Restaurants, Bistros, Souvenirläden. Auch Seltenes wie Schneidereien und Handwerkliches. Auffallend auch ein Riesenrad mit verzaubernden, wechselnden Farben. Gibt ein gutes Foto für meine Daheimgebliebenen. Auf jeden Fall stille ich meinen Hunger mit einer vegetarischen Pizza. Gar nicht einfach einen Platz in einem Aussenbereich zu finden.
Tag 4
Meine gemütliche Unterkunft hier in Bar muss ich heute verlassen. Die Hitze des Tages macht sich schon auf dem kurzen Weg zum Bahnhof bemerkbar. In der schattigen Gartenwirtschaft noch ein Kaffee und auf Vorrat zwei Flaschen Getränke für die rund 11-stündige Reise. Die Tische sind gut besetzt, vor allem mit Rucksacktouristen. Das heisst dann wohl, dass der Zug nach Belgrad ziemlich voll sein wird.
| Bar | ab | 09.00 Uhr |
| Beograd Centar (Serbien) | an | 20.17 Uhr |
Ich teile das 6er-Abteil mit vier weiteren Fahrgästen. Davon eine Mutter mit zwei Kindern. Die Tochter leidet an einem Down-Syndrom. Ihr etwa 16-jähriger Sohn muss sich vor allem um seine Schwester kümmern. Auf ihrem Handy richtet er ihr ein Spiel ein. Dieses läuft nun stundenlang, begleitet von einer eintönigen Musik und begeistertem Quietschen seiner Schwester. „David, ruhig atmen, Gedanken auf Reise schicken und die vorbeiziehende Landschaft geniessen.“ Diese ist wirklich einmalig. Zuerst sind es Felder und Seen und dann ist es die Strecke in den Bergen mit Tunnels und hohen Brücken. Bei meiner letzten Fahrt habe ich diese Bilder grösstenteils verpasst, weil ich damals den Nachtzug genutzt habe.
Im Laufe des Nachmittags treffen wir in Bijelo Polje (Grenzstation zu Serbien) ein. Oh Schreck, hier endet die Reise in den alten bequemen Abteil-Wagen. Wir müssen umsteigen in einen modernen Stadler-Zug mit Konzertbestuhlung. Es wird nicht mehr das gleiche Feeling sein. Kein Herumlaufen und im Gang die andere Seite der befahrenen Landschaft betrachten. Keine Raucher, die sich auf der Plattform auf eine Zigarette treffen. Zuerst findet eine genaue Kontrolle des serbischen Zolls statt und dann geht es Richtung Belgrad. Die Landschaft ist auf diesem Abschnitt etwas eintönig. Die serbische Hauptstadt erreichen wir mit einer Stunde Verspätung. Hier erwische ich einen Taxifahrer, der auf seine Weise versucht, den Preis hoch zu halten: Langsam fahren und der Ampel gerne Zeit lassen, damit sie auf Rot wechseln kann.
Sehr freundlicher Empfang im „Belgrade City Hotel“. Untergebracht bin ich im Nebengebäude. Ob ich klar komme mit einem Zimmer im zweiten Stock ohne Lift, so die Frage der Receptionistin. Was hätte sie mir angeboten, wenn ich ihre Frage negativ beantwortet hätte? Ich merke, dass ich heute noch nichts hungerstillendes gegessen habe. Also nochmals raus. Gleich um die Ecke bekomme ich im „Tutto Bene“ einen feinen Teller Spaghetti aglio e olio und dazu ein kühles serbisches Bier. Es weht ein leichtes Lüftchen bei immer noch warmer Temperatur. Bin gut angekommen auf dem Balkan.
Tag 5
In der Dependance des Hotels verbringe ich eine sehr ruhige und erholsame Nacht. Auf dem Weg zum Frühstück treffe ich im Hof auf einige Motorräder aus Griechenland, darunter auch eine neue AfricanTwin. Nun, irgendwie juckt es mich nicht mehr, auf Töffreisen zu gehen. Es bleiben sehr schöne Erinnerungen an die verschiedenen Touren. Jetzt frühstücke ich mal und stärke mich am reichhaltigen Buffet für diesen Tag hier in Belgrad.
Zu Fuss bin ich schnell im Zentrum der Stadt. Studentenplatz, Platz der Republik – hier wo immer wieder grössere Demonstrationen gegen das Regime Vucic stattfinden, ist es heute relativ ruhig. Natürlich kann sich Belgrad über Touristen nicht beklagen. Auch heute tummeln sie sich rund um die Terazije und belagern die Restaurants und Bistros. Inzwischen sind die morgendlich angenehmen Temperaturen der Mittagshitze gewichen. Also Rückzug in die klimatisierte Unterkunft. Gegen Abend zieht es mich auf die Promenade an der Save. Hier zeigt sich vor allem die besser gestellte Schicht der Einwohnerschaft von Belgrad. Auch Touristen flanieren dem Fluss entlang und werden sich irgendwann in eines der Restaurants setzten um ein feines Nachtessen zu geniessen.

Unschlüssig stehe ich vor einem der Lokale. Schnell ist eine Serviceangestellte da und sie kann mir ein vegetarisches Menu empfehlen. Ich muss sagen, mit ihrer Empfehlung trifft sie voll meinen Geschmack. Satt und zufrieden schlendere ich zurück zu meiner Unterkunft. Unterwegs stelle ich fest, dass auch das letzte noch angedockte Kreuzfahrtschiff weitergefahren ist. Auch heute Abend wieder ein Hingucker: die beleuchtete Brücke über die Save.
Tag 6
Ein Tag der Weiterreise. Mein Bus führt um 14.30 Uhr ab Belgrad New Bus Station, direkt neben Bahnhof Novi Beograd. Lasse mir Zeit beim Morgenessen. Heute Grillgemüse, Salat und Rührei. So ein Frühstücksbuffet werde ich wohl nicht so schnell wieder haben. Jetzt noch Getränke für die Busreise posten und ein Cappuccino geniessen mit Blick auf den alten Bahnhof von Belgrad.
Dachte, ich könnte den Busbahnhof zu Fuss erreichen. Unterwegs muss ich einen älteren Mann nach dem Weg fragen. „Oh, da kommen Sie so nicht hin“, so seine Einschätzung und rät mir, gleich um die Ecke am Standplatz ein Taxi zu nehmen. Wir beide sprechen etwa auf gleichem Niveau Englisch. Freundlich fragt er mich, woher ich denn komme. Freut sich richtig und heisst mich in Serbien willkommen. Hofft, dass es mir hier gefällt, wünscht mir eine gute Reise und er freue sich, wenn ich wiederkomme. Toll, nicht alle hier sind so offen.
| Beograd | ab | 14.30 Uhr |
| Sofia (Bulgarien) | an | 22.00 Uhr |
Mit dem Taxi treffe ich es heute gut. Für 1300 Serbische Dinar (rund 10 Franken) bringt mich ein „Normalfahrer“ zum Busbahnhof. Für 300 RSD darf ich den Abfahrtsbereich betreten; inbegriffen die Auskunft, ab welcher Kante die KARAT-S (Subunternehmer FlixBus) mich nach Sofia bringen wird. Ich und auch der Bus stehen frühzeitig an Kante 46 bereit. Der Fahrer checkt seine Passagierliste durch und fünf Minuten vor der offiziellen Abfahrtszeit haben alle Namen einen Hacken. Wir können los. Im Bus wird schon die Ortszeit von Bulgarien (1 Stunde früher) angezeigt.
Zügig lassen wir die Hauptstadt Serbiens hinter uns. Landschaftlich ist es zum Dösen. Die 17 Passagiere sind sehr ruhig und alle haben genügend Platz um es sich gemütlich einzurichten. Vor dem Zoll schalten wir eine kurze Pinkelpause ein. Am Zoll selber immer der gleiche Ablauf: Zuerst eine halbe Stunde warten bis wir vorfahren können, dann aussteigen, Defilee vor dem Zollschalter, scannen der Ausweise und wieder einsteigen. Das Gleiche dann nochmals beim bulgarischen Zoll.
Rechtzeitig treffen wir im alten Busbahnhof von Sofia ein. Meine, ich hätte mir den Weg zu meiner Unterkunft gut gemerkt. Muss unterwegs dann aber ein jugendliches Paar nach dem Weg fragen. Sie zücken sofort ihre Handys und können mir in perfektem Englisch und im Handumdrehen den Weg erklären. Ein schöner Empfang für mich in Sofia. Reception des „Twain Apart & Rooms“ ist nicht besetzt, das heisst geschlossen. Muss telefonieren und bekomme den Code zum Öffnen der Eingangstüre sowie die Zimmernummer.
Tag 7
Mein Hotel liegt in einer ruhigen Gegend und ist zurzeit schwach belegt. Darum konnte ich auch gut schlafen. Zu Fuss (10 Minuten) mache ich mich auf zum Hauptbahnhof. Zuerst aber unterwegs einen Kaffee. Meine Bulgarische Leva (BGN) habe ich dabei. Umrechnung ist einfacher als in Serbien.


An einem der rund fünf bedienten Bahnschalter erkundige ich mich, wo ich ein Ticket für den ÖV der Stadt kaufen könne. Zuerst versucht die Angestellte mir in leidlichem Englisch den Weg zum entsprechenden Schalter zu erklären. Dann ein „Nein, ich komme raus…“ und zeigt mir den Weg. Rund 100 Meter läuft sie mit mir über sieben Ecken dorthin. Dafür kriegt sie von mir ein herzliches „thank you very much“. Freundlich auch die Frau am ÖV-Schalter. 3-Tagesticket für 12.80 Leva (rund 6 Franken). Nun muss ich dieses auch nutzen. Über einen unscheinbaren Zugang bin ich plötzlich in einer modernen U-Bahnstation. Mit der kyrillischen Schrift muss ich mich doch etwas abmühen. Zum Glück sind einige Informationen auch in Englisch angegeben. Ohne Probleme erreiche ich die Innenstadt. Lasse mich durch eine belebte Geschäfts- und Flanierzone treiben. Treffe auf unzählige Cafés, Bistros und Restaurants. Auch heute sonntags sind die meisten Läden geöffnet. Die Atmosphäre erinnert mich etwas an Budapest mit italienischem Flair.

Schnell finde ich einen mir zusagenden Platz im Freien. Die junge Bedienung spricht einwandfrei englisch. Bei ihr bestelle ich einen Original bulgarischen Salat mit Tomaten, Gurken, Rucola und Kuhkäse, dazu ein lokales Bier. Kommt gut an. Während dem Essen meldet sich unverhofft ein Regenschauer. Sofort ist die Kellnerin da und zügelt mein Essen an einen regengeschützten Platz. Schön so betreut zu werden. Bezahlung mit Karte samt Trinkgeld – kein Problem. Regen hört auf, Sonne kommt wieder und ich kann meinen Rundgang fortsetzen.
Tag 8
Mit U-Bahn und Tram bin ich wieder in der Stadt unterwegs. Komme dabei an der Synagoge vorbei und lande auf einem grossen Markt (vor allem Obst, Gemüse und andere Lebensmittel). Würde gerne einiges davon einpacken – aber eben, ich bin ja auf Reisen. Was man in Sofia gesehen haben muss, die Aleksandar-Nevski-Kathedrale. Ins Auge fallen dabei die beiden mit Blattgold überzogenen Hauptkuppeln. Der prächtige Bau wurde zu Ehren der im russisch-türkischen Krieg von 1877/78 gefallenen Soldaten und als Zeichen des Danks für die dem Krieg folgende Ausgliederung Bulgariens aus dem Osmanischen Reich errichtet. Auf meinem Rundgang treffe ich noch auf weitere Kirchen und herausragende Gebäude. Doch irgendwann wird man müde und einen Apéro schlürfen in einem Park, ja das ist jetzt angesagt.




Essen möchte ich heute im „Dream House“. Ein explizit vegetarisches und veganes Restaurant. Martin Gore von Depeche Mode soll hier schon zu Gast gewesen sein, so der Reiseführer. Nun, ich bin in der entsprechenden Strasse und finde das Lokal partout nicht. Entweder sind die veganen Köche umgezogen oder das Lokal ist eingegangen (die nachträgliche Online-Recherche ergibt: Seit März geschlossen). Nun, Alternativen sind ja reichlich vorhanden und schlussendlich lande ich wieder im gleichen Restaurant wie gestern.
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