Amerika, Die Reise 2017, Kanada
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#11 – Roadtrip durch Kanadas Westen, Teil 3.

September 2017 – Langsam verschwinden die Rocky Mountains hinter uns. Immer mehr eröffnen sich nun weite Felder in sonnigem Gelb, auch erste Weinberge sind zu sehen. Wieder ganz anders und nicht minder schön. Und zum Abschluss des Roadtrips wartet die Millionenstadt Vancouver.

Emerald Lake–Revelstoke

    

Unterwegs

  • Kurzer Stopp in Golden: Kleiner Wintersport-Ort mit ein paar coolen Sportshops und einem sehr guten Kaffee vom „Purcell Coffee“.
  • „Giant Cedars Boardwalk“ im Mount Revelstoke National Park: Nichts Grossartiges wofür die Massen stoppen würden, aber nette 500 Meter über einen Holzweg und zwischen duftenden Bäumen.

Übernachtung und Essen
Eine Nacht im „Glacier House“, 1870 Glacier Lane (CHF 130 mit Frühstück). Das Hotel liegt etwas ausserhalb, zum Glück haben wir bei der Anreise noch einen kurzen Abstecher durchs Städtli gemacht. Das ist nämlich richtig hübsch! Es gibt Buchläden, Sportshops, Cafés, Restaurants, keine grossen Ketten und sehr einheimisch. Wir sind zu müde, um abends nochmals zum Essen zurück zu fahren. FEHLER! Das Essen im Hotel ist ehrlich gesagt grauenhaft! Wie machen die das nur, wenn es von Gästen nur so wimmelt? Denn wir sind sehr Mid-Season.

Revelstoke–Penticton

      

Unterwegs
Eine sehr schöne Fahrt. Erst durch Weidegebiete mit Bauernhöfen, welche teilweise auch Shops und Bistros haben. „Farmer John’s Market“ in Grindrod ist so einer und den müssen wir uns ansehen! Werbewirksam haben sie im hinteren Teil des Verkaufsraums eine Glasscheibe eingebaut, wo man direkt zusehen kann, wie eine Kuh (mittels Automat) gemelkt wird. Einen Kaffee nehmen wir uns noch mit auf den Weg.
Dann durch das Okanagan Valley mit seinen vielen Rebbergen. Beim edlen Weingut „Quails‘ Gate“ fahren wir auch noch kurz raus, laufen durch die Reben und kaufen einen gekühlten Chardonnay für später. Für Lunch sind wir leider zu spät, wäre aber auf dieser Terrasse und bei dem sonnigen Wetter bestimmt toll!
Der Okanagan Lake hat mit seinem dunkelblau etwas Mediterranes (ich fühle mich ans Tessin erinnert) und seine schönen, langen Strände sind grad an heissen Tagen bestimmt sehr gut besucht.

  

Übernachtung und Essen
Eine Nacht im „Tiki Shores Motel“, 914 Lakeshore Drive (CHF 75 ohne Essen). Ein Motel wie es im Buche steht. Ich finde es grossartig! Wer wohl die anderen Gäste sind? Wirklich nur Touristen? Und warum sind sie hier? Okay, die Fantasie geht wohl filmbedingt grad ein wenig mit mir durch.
Der Boardwalk entlang dem Strand lockt für einen Spaziergang. Znacht holen wir uns im vietnamesischen „Saigon on Main“, sehr lecker!

Penticton–Spences Bridge

    

Unterwegs
Die noch schönere und abwechslungsreichere Fahrt als Tags zuvor: Berge, Wasser, Himmel, Wüste… Gut, wir haben auch wieder das perfekte Wetter erwischt. Wenig Fahrzeuge und zwischendurch darf man tatsächlich auch mal 120 km/h fahren. Die Früchte-/Gemüsestände lohnen auch mal einen kurzen Stopp, der Ort Merrit weniger, aber auf einer Bank beim Visitor Centre können wir wenigstens in der Sonne sitzend unsere Sandwiches verdrücken.

Übernachtung und Essen
Eine Nacht im „The Inn at Spences Bridge“, 3649 Highway 8 (CHF 115 mit Frühstück). Entstanden in den 1860er als eines der Gold Rush Hotels, zwischen zwei – immer noch befahrenen – Bahngleisen liegend ein absoluter Traum für Trainspotter.
Der Nachbar Mo lässt uns ein, weil unsere Gastgeber grad noch unterwegs sind. Wir sind sowieso die einzigen Gäste heute Nacht (es gibt 12 einfache Zimmer) und er hat das schon häufiger gemacht. Was mir sofort auffällt: wie kalt es in dem Haus ist. Die Isolierung ist sehr schlecht, was für den Winter nichts Gutes bedeuten kann. Wir sind hier im Wüstengebiet, wir könnten neben den üblichen Bären also auch auf Kojoten und Klapperschlangen treffen. Tun wir glücklicherweise nicht! Ein anderer Nachbar erzählt uns allerdings am nächsten Morgen, dass er vor zwei Tagen einen Bär an seinem Zaun erwischt hat, der ihm alle reifen Trauben weggefressen hat.
Abendessen servieren sie hier im Hotel nicht, im 138 Personen-Ort gibt es als Möglichkeit nur einen Pub und „The Packing House“, welches Hausmannskost serviert, jedoch nur bis 19 Uhr geöffnet ist. Dann halt mal etwas früher heute… Die Alternative: 35 Kilometer fahren und in Lytton die Wahl zwischen drei Restaurants zu haben. Nach unserer Rückkehr unterhalten wir uns noch über zwei Stunden mit Dorothy und Michael, welche einiges über den Ort und das Leben hier zu erzählen haben. Empfehlen würde ich das Hotel trotzdem eher nur als Notlösung.

Spences Bridge–Whistler

    

Unterwegs
Diese Strecke gehört nicht umsonst zu den Best Scenic Drives in British Columbia. Mit ihren vielen Kurven und den vielen Geschwindigkeitswechseln zwar auch etwas anspruchsvoller, ist sie einfach wunderschön und eindrücklich. Und beim Duffey Lake lohnt sich auch das Anhalten, kurz Füsse vertreten und in das Grün des Wassers blinzeln.
In Whistler selbst haben wir leider zwei Tage Wetterpech, weshalb wir keinen Ausflug mit der Peak2Peak Gondola in die Höhe machen. Der Regen ist das eine, aber es ist zu verhangen und alles so voll im Nebel, um irgendwas sehen zu können. Schon klar ist am Tag unserer Abreise wieder strahlend blauer Himmel angesagt. Bloss haben wir keine Zeit, weil wir rechtzeitig unser Auto in Vancouver abgeben müssen.
In und um Whistler gibt es den 40 Kilometer langen Valley Trail für Velofahrer und Fussgänger. Und einen Teil davon machen wir dann auch am Samstagmittag bei leichtem Sonnenschein und Nieselregen. Die fünf Kilometer gehen immer! Die Stadt selber finde ich jetzt nicht übermässig beeindruckend, weil etwas arg konstruiert, aber immerhin ist viel Grün geblieben, was ihr wiederum etwas charmantes und natürliches verleiht.
Museen bieten sich bei schlechtem Wetter auch immer an. Da wäre einmal das „Audain Art Museum“, welches in einem architektonisch interessanten Bau zuhause ist sowie das „Whistler Museum“ mit Geschichte und Kultur über den Ort.

    

Übernachtung und Essen
Drei Nächte im „Pinnacle Hotel“, 4319 Main Street (Kosten pro Nacht/Zimmer CHF 155 ohne Essen). Die Lage ist gut und wir verfügen über eine kleine Küche, was wir abends gnadenlos ausnutzen. Ausserdem gibt es ein Jacuzzi direkt neben dem Bett. Zum Lunch gehts ins „Mongolie Grill“, 4295 Blackcomb Way und „Fuji Market“, 4000 Whistler Way (neben dem Restaurant gibts auch noch einen kleinen Supermarktbereich). Beides solide und zu empfehlen.

Whistler–Vancouver

Der Verkehr ist ziemlich dicht, als wir uns am Sonntagmorgen auf den Weg machen (es ist drum auch noch langes Wochenende mit Thanksgiving, also frei am Montag). Konzentration statt umschauen ist angesagt, ein kurzer Blick bei der Reinfahrt nach Vancouver entlang dem Howe Sound (Meerarm) sei jedoch riskiert. Schön! Und als dann auch noch die Skyline ins Blickfeld kommt und wir über die Lions Gate Bridge durch die Stadt, zwischen Hochhäusern durch zum Flughafen fahren: Grossstadtfeeling pur!

Wetter
Bis auf die Tage in Whistler hatten wir meist blauen Himmel und Sonnenschein, und das bei Temperaturen zwischen 8 und 17 Grad.

Insgesamt bin ich mit allen Teilstücken, Abzweigern zu View Points und „hier hätten wir aber links abbiegen müssen!“ 2143 Kilometer gefahren. Ich war vor der Reise etwas nervös, weil mir die Fahrpraxis fehlt. Das hat sich aber, kaum losgefahren, gelegt und ich hatte richtig Freude, mal wieder selber hinter dem Steuer zu sitzen. Und der Mann hat sich als absolut fähiger Co-Pilot erwiesen!

Und eine Empfehlung, welche so überhaupt nichts mit unserer Reise zu tun hat, uns aber begleitet, weil gerade aktuell im TV: Schaut auch – bei Interesse am Thema – die Dokumentation „The Vietnam War“ von Ken Burns und Lynn Novick an. Über die letzten zehn Jahre sind 18 Stunden Dok-Film entstanden (Arte zeigt diese auch, allerdings in einer um etwa die Hälfte gekürzten Version). Ein extrem gut aufbereitetes und eindrückliches Zeitdokument.

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