Juni 2024 – Bevor bald die Schulsommerferien beginnen, gönnen wir uns eine Auszeit im schönen Engadin. Und nicht nur das: Als Geburtstagsgeschenk gibt es vom Mann ein paar Tage im wunderschönen, altehrwürdigen Waldhaus Sils.
Schon eine Weile her, dass ich im Engadin war – und in Sils-Maria definitiv noch nie. Der Mann will mir unbedingt die Schönheit der Gegend näherbringen, sodass wir Ende Juni mit dem Zug von Zürich via Chur in knapp dreieinhalb Stunden nach St. Moritz fahren. Dort werden wir vom Chauffeur des Hotels abgeholt (nein, nicht mit einer Limousine, sondern in einem ganz normalen Van) und in 20 Minuten bequem nach Sils gefahren.




Das Hotel
Ein aus der Zeit gefallenes Stück Geschichte empfängt uns direkt beim Eintreten, ich bin fasziniert von Architektur und Design. Die weiteren Gäste sind so alt, dass wir keine Chance haben, den Altersdurchschnitt zu senken. Und ich liebe es! Die Menschen sind gut gekleidet (ja, man zieht sich für das Abendessen nochmals um), haben gute Manieren (keine Mobiltelefone auf dem Tisch, kein Essen wird fotografiert, dafür jeden Morgen beim Frühstück Zeitung gelesen) und sind nicht laut. Unser Einzelzimmer könnte etwas grösser und luxuriöser sein (was die Suiten sicher sind), die öffentlichen Räume im ganzen Hotel bieten jedoch genau diese ehrwürdige Klassik. Der Spa-Bereich ist 1500 m2 gross und wurde 2020 nach einer Umgestaltung neu eröffnet – topmodern und doch sehr stilvoll mit Hallenbad, Fitness sowie Sauna- und Entspannungsbereich. Meine Ganzkörpermassage ist jeden Franken wert, und ich besuche nach vielen Jahren endlich mal wieder eine (für Hotelgäste kostenlose) Yoga-Stunde.
Ausserdem gibt es draussen einen Tennisplatz, eine Terrasse im Lärchenwald sowie eine Minigolf-Anlage, die wir natürlich direkt nach unserer Ankunft ausprobieren. Sie ist leider nicht ganz so gut gemacht, Spass macht es trotzdem.
Wir haben Halbpension gebucht und geniessen unser Frühstück und Nachtessen somit im grossen Speisesaal (alternativ könnte man abends ins Gigers oder in die Arvenstube). Wir können jeden Abend zwischen klassischem, Spa- und vegetarischem Menü wählen und innerhalb dieser auch diskussionslos einzelne Gänge tauschen – was mittlerweile ja nicht mehr in jedem Restaurant selbstverständlich ist. An einem Abend gibt es ein sehr tolles Bündner Buffet, und wir sind so grosse Fans eines Savogniner Bergkäses, dass wir beim Chef de Service nachfragen. Dieser steckt mir beim Frühstück vor unserer Abreise tatsächlich ein vakuumiertes Stück zu. Gratis natürlich. Insgesamt fand ich das Essen gut – für ein Fünfsterne-Haus könnte es noch ein My raffinierter sein.




Felix und Maria Dietrich-Kienberger, die Gastgeber der 4. Generation bis 2010, verantworten nach wie vor die Hotelführung jeden Mittwochvormittag. Dazu kann ich schon mal gar nicht nein sagen. Da eh Regen angekündigt ist, lässt sich auch der Mann ohne Probleme von einer Teilnahme überzeugen. Zuerst gibt es in der Bar ein paar Zahlen, Fakten und Statistiken, bevor wir uns in die verborgenen Bereiche des Hotels aufmachen. Gestartet wird in der Küche, danach geht es tiefer in den Untergrund in das hoteleigene Museum sowie die kleine Kapelle, wo man früher noch direkt von aussen Zugang hatte. Heute wird sie eigentlich nicht mehr genutzt, und man kommt nur auf Anfrage rein. Eine sehr kurzweilige und interessante Tour.
Ein weiteres tolles Angebot, für welches wir leider am falschen Tag angereist sind: Für den Montagabend kann man sich für den Chef’s Table in der Waldhaus-Küche anmelden – ein exklusives Dinner für maximal 12 Personen, mit einem kleinen Aufpreis für Hotelgäste. Das hätte ich wirklich gern mitgemacht! Zudem hat das Waldhaus eine lange Tradition in der Kultur und regelmässig kann man Diskussionsrunden, Lesungen und Konzerte besuchen. Während unseres Aufenthaltes moderiert Roger de Weck die Podiumsdiskussion „Mut zur Demokratie“ und ist selbstverständlich zu Gast im Hotel.
Ausflüge und Wanderungen
Von Sils Maria aus kann man so viele Ausflüge machen. Wir können direkt vom Hotel aus loslaufen und auf verschiedene Seiten wandern oder mit Bus, Zug und Bergbahnen etwas weiter und höher fahren und da wandern oder einfach nur den Ausblick geniessen.

Seespaziergang Sils–Silvaplana
Nach der Hausführung laufen wir leicht verregnet dem See entlang nach Silvaplana. Nach gut einer Stunde dort angekommen, zeigt sich bereits ein wenig die Sonne und wir schlendern noch durchs Dorf, bevor wir im „Conrad’s Easy“ der Conrad’s Mountain Lodge zu Mittag essen. Es ist gut, aber etwas zu teuer für das Gebotene. Mit dem Bus fahren wir im Anschluss zurück nach Sils-Maria, wo wir noch den Ort erkunden, bevor es zurück in die Annehmlichkeiten des Hotels geht.

Wanderung Sils–Maloja
Vom Hotel aus schlagen wir den Weg Richtung Dorf ein, wo wir uns im Volg mit Verpflegung fürs Zmittag eindecken. Dann geht es querfeldein durch Sils Baselgia und über den Inn, bevor wir in die Route 87 der Via Engiadina einsteigen. Erst gerade nach einem Steinschlag und den entsprechenden Reparaturen wieder geöffnet, wandern wir halbhoch im Hang nach Maloja. Vorgängig bei Sils Tourismus informiert, wissen wir, dass weiter oben noch Schnee liegt und verschiedene Touren darum nicht empfohlen werden – was uns andere Wanderer unterwegs auch bestätigen. In Maloja machen wir noch einen Abstecher ins Gletschertopf-Reservat und schauen uns den Belvedere-Turm an. Insgesamt sind wir rund dreieinhalb Stunden unterwegs, machen dabei 11 Kilometer und 430 Meter hoch und runter, bevor wir uns mit dem Boot über den Silsersee zurück nach Sils tuckern lassen.

Ausflug Muottas Muragl
Mit Bus und Bahn fahren wir bis zur Talstation Punt Muragl und nehmen dort die Standseilbahn hoch auf den Muottas Muragl (Ticket hin und zurück 42.50 Franken pro Person, keine Ermässigung GA oder Halbtax). In zehn Minuten sind wir auf 2456 Metern und erhalten schon einen ersten tollen Ausblick. Eigentlich wollten wir auf dem Höhenweg zur Alp Languard laufen, aber auch hier hiess es: leider nein, hat noch Schnee. So spazieren wir auf dem Philosophenweg herum, machen Fotos und lassen uns von dem Panorama beeindrucken, bevor wir wieder mit der Bahn runter- und mit dem Bus nach Pontresina fahren, wo wir in der Gartenwirtschaft des Hotel Steinbock ein sehr gutes Capuns zum Zmittag geniessen.
Wetter
Ein Vormittag verregnet, ansonsten meist Sonnenschein mit ein paar Wolken. Temperaturen zwischen 14 und 18° C.
Fazit
Ich würde nicht so weit gehen wie andere Gäste und jedes Jahr wiederkommen, aber einen weiteren Besuch könnte ich mir sehr wohl vorstellen. Schliesslich kann man hier noch sehr viel mehr wandern. Und nachdem ich vor Kurzem die eindrucksvollen Bilder eines Freundes gesehen habe, möchte ich unbedingt mal noch in die Gletschergrotte im Val Morteratsch. Und sich ein paar Tage rundum verwöhnen lassen – dagegen spricht sowieso nie etwas.
Hallo Eliane
Ein toller Bericht über eure Tage im Engadin. Kompliment.
Übrigens, die Gletschergrotte im Val Morteratsch steht auch noch auf meiner Ausflugsliste. Ein Kollege aus dem Feuerwehrverein war letzthin dort und war sehr begeistert.
Herzliche Grüsse aus Illighausen Pa und Ma