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Madeira: Kleine Vulkaninsel mit viel Abwechslung.

Oktober 2019 – Bei meinen reisefreudigen Arbeitskollegen um Tipps für Madeira nachgefragt, höre ich fast ausschliesslich: „Oh, da war ich noch nie, soll aber schön sein. Wenn man wandert.“ Ein paar konkretere Tipps und Inspirationen habe ich unter anderem bei Travelita gefunden, welche für Ferien und Wanderungen sehr häufig meine erste Anlaufstelle ist.

Madeira war nicht erste Wahl für unsere Herbstferien, ursprünglich hatten wir einen dreiwöchigen Roadtrip etwas weiter weg geplant. Da uns schlussendlich nur zwei Wochen zur Verfügung standen, suchten wir nach Alternativen, welche noch angenehme Temperaturen und eine gewisse Wetterverlässlichkeit boten sowie nicht allzu weit weg waren. Da kam uns die Insel Madeira, welche zu Portugal gehört und in weniger als vier Stunden mit dem Flugzeug erreichbar ist, gerade recht. Den Roadtrip verschieben wir auf ein anderes Jahr…

Generelle Informationen

  • Währung: Seit 1999 gilt der Euro.
  • Beste Reisezeit: Wird von April bis Oktober angegeben. Milde bis warme Temperaturen zwischen 21 und 27 Grad Celsius erwarten einen in der Sommersaison Madeiras. Es gibt einen sehr geringen Niederschlag und durchschnittlich zehn Sonnenstunden am Tag in den Monaten Mai bis August. Die beste Reisezeit für Wanderferien soll anscheinend der Frühling sein, weil trocken, angenehme Luft und nicht zu hohe Temperaturen. Oktober war nun sehr okay, wenn auch nicht ganz regenfrei und häufig Wolken, Temperaturen aber immer zwischen 20 und 24 Grad.
  • Sprache: Da Madeira zu Portugal gehört, wird hier Portugiesisch gesprochen. Aufgrund der Geschichte als Urlaubs- und Erholungsort für die englische Aristrokatie und Upper-Class im 19. und 20. Jahrhundert soll auch Englisch sehr verbreitet sein. Meine Erfahrung: es kommt sehr darauf an, wo man ist.
  • Einreise: Madeira gehört zum Schengenraum, weshalb für die Einreise aus der Schweiz die Schweizer ID ausreicht.

Reise
Unser Flug geht am Dienstagmorgen um 6.15 Uhr mit Edelweiss (und sehr gutem Service) ab Zürich. Ich glaube nicht, dass ich schon jemals so früh geflogen bin. Der Flug dauert 3.5 Stunden, vor Ort haben wir eine Stunde Zeitverschiebung. Für Hin- und Rückflug bezahlen wir knapp 500 Franken pro Person.

Unseren Mietwagen habe ich über Swiss CarTrawler gebucht, der Anbieter vor Ort ist Sixt. Für die zwölf Tage bezahlen wir 390 Euro. Die Mitarbeiterin ist freundlich und es scheint, als könne die Übergabe problemlos abgewickelt werden, aber anscheinend wurden wir zu potenziellen Upgrade-Kandidaten auserkoren. Zuerst wird uns ein stärkeres Fahrzeug für plus 200 oder 400 Euro angeboten („weil mit dem, was ihr ausgewählt habt, in diesen Bergen…“), dann Anpassung der Versicherung (wir hatten bereits Vollkasko gewählt) und zu guter Letzt noch der Tankservice, obwohl wir Voll-Voll gebucht haben („Das würden wir gegen einen kleinen Aufpreis sehr gerne für euch machen, weil es gibt am Flughafen keine Tankstelle und viele haben am Samstag geschlossen…“ Ähm ja, aber einen Kilometer vom Flughafen entfernt und das mit Samstag geschlossen ist natürlich eine dreiste Lüge). Nachdem wir vom ganzen Abwimmeln schon etwas entnervt sind, gibt es dann auch noch ein Systemproblem. Während an den Schaltern nebenan bereits mehrere Kunden abgefertigt wurden. Irgendwann kommen dann aber auch wir weg…

Der Flughafen liegt nur 15 Kilometer ausserhalb von Funchal, wir fahren jedoch direkt in die andere Richtung via Machico nach Santana, wo wir ein erstes Mal stoppen und die traditionellen, strohbedeckten Bauernhäuschen ansehen, in einem kleinen Restaurant nix Besonderes zu Mittag essen und uns im Supermarkt „Continente“ mit den wichtigsten Lebensmitteln eindecken.

Auch wenn die Insel nicht riesig ist, wollten wir in diesen zwölf Tagen trotzdem an verschiedenen Orten zuhause sein. Bei der Wahl haben wir uns an daran orientiert, welche Touren wir voraussichtlich machen wollen (hier der Beitrag mit allen Wanderungen). Gesucht und gefunden habe ich alle drei Unterkünfte auf booking.com.

Wohnen im Rosengarten

   

Unsere erste Unterkunft liegt an der Nordküste: In Arco de São Jorge im „Pestana Quinta do Arco Nature & Rose Garden Hotel“ haben wir eine kleine Villa gebucht. Auf zwei Etagen finden sich Wohnzimmer, Küchenzeile und Schlafzimmer mit Bad. Vier Nächte kosten 390 Franken. Das schmucke Häuschen liegt direkt neben dem Rosengarten mit einer der grössten Rosensammlungen Portugals und inmitten eines wunderschönen Garten-Dschungels. Einen, nein zwei Pools gibt es auch, am ersten Tag ziehe ich sogar ein paar Längen, die restlichen Tage ist das Wetter eher unbeständig und mir das Wasser zu kalt. Das Hotel bietet mehrere Villen und Studios an, Frühstück gibt es im direkt über der Strasse gelegenen Restaurant „Roseiral“. Hier könnte man abends auch essen, wir decken uns jedoch weiterhin im „Continente“ in Santana ein, kochen selber und essen auf unserer kleinen Terrasse. Wifi funktioniert selten. Unsere Nachfrage ergibt: „Wegen der Berge…“. Unsere wilde Theorie: Der erste Mitarbeiter, der morgens in die Rezeption kommt, schaltet es aus, der letzte abends wieder ein. Und manchmal vergessen sie auch das.

Küstenfahrt in den Westen

   

An einem verhangenen Tag verzichten wir auf die geplante Wanderung und machen eine Fahrt entlang der Küste, durch verschiedene Orte bis nach Porto Moniz. Beim Friedhof von Boaventura fahren wir ein erstes Mal raus und geniessen die Aussicht über Bucht und Tal, im Wallfahrtsort Ponta Delgada sehen wir uns kurz die Kirche Senhor Bom Jesus an, interessanter finde ich aber das direkt daneben im Hafen gelegene Freibad mit Meereswasserschwimmbecken. São Vicente und Seixal durchfahren wir nur, bevor wir an unserem heutigen Ziel Porto Moniz ankommen. Die verschiedenen, natürlich entstandenen Lavapools im Ort sind wirklich cool, den Rest aber finde ich so na ja. Fälschlicherweise habe ich angenommen, dass wir beim Rumfahren/-laufen dann schon ein nettes Beizli für das Mittagessen finden würden und habe vorgängig nicht noch ein wenig recherchiert. So landen wir leider in einem typischen Touri-Ding und betreiben Nahrungsaufnahme.

Auf der Rückfahrt stoppen wir noch kurz bei einer Autowerkstatt: uns irritiert, dass unser Auto nasse Flecken hinterlässt, wenn wir etwas länger parkieren. Typisch Wenigfahrer hatten wir keine Ahnung, dass das nur das Kondenswasser der Air-Condition ist.

Transfer nach Calheta: Über Pässe und Hochebene

 

Am fünften Tag packen wir unser Zeugs, entsorgen Altglas und Pet-Flaschen (es gibt Sammelcontainer ähnlich wie in der Schweiz) und machen uns auf den Weg.

Über Passstrassen und die Hochebene (ER110): Ein beeindruckendes Wechselspiel von Sonne, Wolken und Nebel. Und dabei diese Aussichten… einfach grossartig! Für mich als Fahrerin natürlich etwas gemein, weil ich mich nicht ablenken lassen sollte, aber zum Glück gibts immer mal wieder kleinere Buchten oder Parkplätze, auf welche man ausweichen und aussteigen kann.

Teleférico das Achadas da Cruz

   

Sehr zufällig sehen wir unterwegs den Wegweiser zu einer Seilbahn. Gwunderig wie ich bin (und als Fahrerin natürlich auch im entscheidenden Vorteil) folge ich diesem und als ich denke, da kommt nix mehr, taucht der Parkplatz der Seilbahn auf. Der Madeirer macht in einwandfreiem britischem Englisch wie ein Chilbibahnbetreiber Werbung für seine Seilbahn. Uns hat er! Von oben hat man schon einen atemberaubenden Blick über den Küstenabschnitt mit seinen Terrassen und den schrebergartenartigen Häuschen. In wenigen Minuten und für 3 Euro pro Person bringt uns die sehr steile Gondelbahn runter (und wieder hoch) nach Fajã da Quebrada Nova. Wir folgen dem Pflasterweg entlang der Küste, halten die Nase in den (strengen) Wind und geniessen die Aussicht.
Wir fahren mit einem netten und gesprächigen ungarischen Pärchen auf Honeymoon wieder hoch, picknicken bei der Bergstation und machen uns weiter Richtung Calheta.

Wohnen im Rebberg

 

Nach unseren diversen Zwischenstopps kommen wir am späteren Nachmittag im Südwesten Madeiras, in Calheta an. Hier nächtigen wir in einem Chalet inmitten von Rebbergen, im „Quinta das Vinhas“. Das Haupthaus aus dem 17. Jahrhundert wurde 1997 in ein Hotel umgebaut und 2018 komplett renoviert. Es gibt wunderschöne Aufenthaltsräume, einer davon ist die ehemalige Hauskapelle. Die Ferienhäuser sind 2002 entstanden und wurden im typisch madeirensischen Baustil erstellt: aussen Stein, innen eine Holzgiebeldecke und bemalte Fliesen. Das Haus ist zweistöckig, das Schlafzimmer befindet sich oben auf der Galerie. Ich finde es einfach nur grossartig und wunderschön! Schöner wohnen halt. Für vier Nächte bezahlen wir 420 Franken. Im Ort decken wir uns mit den nötigsten Lebensmitteln ein, kochen in der kleinen Küche und essen auf der Terrasse. Wifi funktioniert die ganze Zeit über einwandfrei.

Roadtrip

   

Nicht immer gehen wir wandern, etwas Abwechslung muss auch sein. Heute in Form einer kleinen Tour mit dem Auto entlang der Westküste Madeiras. Bei schönstem Wetter und ca. 23 Grad. Jardim do Mar ist ein kleiner, idyllischer Ort, Kapelle und Marktplatz bilden den Mittelpunkt der Gemeinde. Kleine Gassen führen hinunter zur Promenade, welche zu einem Spaziergang mit Blick auf Paùl do Mar einlädt. Für Lunch sind wir noch zu früh, aber es gibt wohl schon die eine oder andere hübsche Möglichkeit, einzukehren.

Der ehemalige Fischerort Paùl do Mar wird verschiedentlich als schmuck und Surfspot mit coolen Bistros angepriesen. Entweder ist das schon lange her oder aber wir sind zur falschen Zeit da, es läuft nämlich gar nichts und es haben gerade mal zwei Bistros geöffnet, welche aber nicht wirklich einladend sind. Auf der ER 223 fahren wir die engen Kurven den Berg hoch und trinken auf der Terrasse des „O Precipicio“ einen Bica (Espresso). Eigentlich fast nur, weil wir die tolle Aussicht geniessen wollen. Weiter gehts es auf die ER 101 und ER1 Richtung Prazeres und dort im Hotel „Jardim Atlantico“ legen wir dann eine etwas längere Pause für den Lunch ein.

Leider merke ich erst „zuhause“, dass wir auf dieser Route mit einem kleinen Schlenker auch noch am Museu de Arte Contemporânea da Madeira (Mudas) vorbeigekommen wären. Aber danke trotzdem für den Tipp, liebe Nora. Zurück in Calheta  gönnen wir uns im Restaurant des Savoy an der Praia da Calheta einen kalten Kaffee und gehen einmal mehr im direkt danebenliegenden Pingo Doce Supermarket fürs Znacht einkaufen. Rechtzeitig sind wir zurück, um am Pool noch die letzten Sonnenstrahlen zu geniessen.

Wohnen in altem Luxus

   

Am neunten Tag gehts nun nach Funchal. Hier gönnen wir uns was und haben für drei Nächte ein Zimmer im „Belmond Reid’s Palace“ gebucht. Ein Ort mit Geschichte: Der Schotte William Reid kam nach Madeira und kaufte nach einiger Zeit das Gelände, auf welchem das Hotel nun steht. Er selber erlebte die Eröffnung nicht mehr mit, seine Söhne stellten den Bau fertig und eröffneten im Jahr 1891. Diente es einst als Luxusherberge für wohlhabende Briten, entwickelte es sich bald zum Treffpunkt für internationale Gäste. Der Glanz und Luxus sind immer noch da, das Standardzimmer aber bezahlbar geworden, weswegen wir uns dieses nun zum Abschluss auch leisten können (970 Franken für drei Nächte inkl. Frühstück). Und es ist einfach nur grossartig! Das Personal ist aufmerksam und sehr freundlich, die Gäste wissen sich zu benehmen (ja, wenig Kinder und hohes Durchschnittsalter), keine Action, einfach nur Ruhe und Entspannung. Wir essen zwei Mal auf der Terrasse des „Ristorante Villa Cipriani“ sehr gut zu Abend, das Michelin-ausgezeichnete „William“ entspricht mit seinen Spezialitäten nicht so ganz meinem Geschmack. Sehr nett ist auch der Afternoon Tea für 54 Euro pro Person (inkl. einem Glas Champagner).

Wir machen hier nicht sehr viel. Gehen mal in den Ort für eine Stadtbesichtigung, Kaffee trinken und etwas Shopping und machen eine Küstenwanderung (Rother Nr. 1) bis zum Einkaufszentrum „Forum Madeira“, wo wir nach ein paar Einkäufen den Bus zurück ins Hotel nehmen und umgehend mit einem Buch an den Pool hängen. Abgerundet mit einer Partie Tischtennis und einem Glas Weisswein zum Apéro…

Sehr entspannt fahren wir also am Samstag zum Flughafen, geben das vollgetankte Auto ab und müssen leider noch einen Schaden akzeptieren. An sich nicht schlimm, wenn man wie ich für solche Fälle versichert ist. Unschön, wenn Sixt ohne Kontaktaufnahme und Klärung des Falles einfach eine Kreditkarten-Buchung vornimmt und dann nicht auf meine Intervention reagiert. Aber das ist eine andere Geschichte…

Der Rückflug verläuft problemlos und mit gewohnt gutem Service und nach zwölf Tagen sind wir zurück im herbstlichen Zürich.

Fazit
Wir hatten eine schöne Zeit, es war entspannt und wir waren doch unterwegs, sei es zu Fuss auf Wanderungen oder mit Auto auf kleinen Touren. Ich fand es schön, habe jetzt aber nicht das Verlangen, Madeira unbedingt noch einmal zu besuchen. Dafür war es mir dann doch zu wenig Erlebnis und Ungewöhnliches.

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