Portugal, Unterwegs, Wanderungen
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Wandern auf Madeira: schroffe Küsten, subtropisches Klima und exotische Pflanzenwelt.

Oktober 2019 – Wir haben uns bei unseren Wanderungen fast ausschliesslich am Rother Wanderführer „Madeira“ orientiert. Darin finden sich insgesamt 60 Touren, welche über die ganze Insel verteilt und in unterschiedliche Anforderungen unterteilt sind. Teilweise kombinieren wir zwei kürzere Wanderungen. Rundwanderungen sind in der Minderheit, weswegen man häufig denselben Weg hin und zurück läuft oder einen Bus zurück nehmen kann. Versucht haben wir das nicht, so viele (öffentliche) Busse sehen wir hier nämlich nicht. Im Vorteil sind hier Wandergruppen, welchen in einem Kleinbus unterwegs sind und sich irgendwo abholen lassen können.

Halbinsel São Lourenço

 

Bis zum letzten Moment sind wir nicht sicher, ob der Mann mit seiner Vermutung richtig liegt, dass sich hier der einzige Fleck weit und breit findet, an dem es nicht regnet. Und tatsächlich, aus dem letzten Tunnel gefahren, wird es heller und der Boden ist trocken. Die Halbinsel habe ich schon vom Flieger aus gesehen und freue mich nun darauf, sie auch begehen zu können.

Von Santana kommend fahren wir über Palmeira vorbei am Freihandelshafen von Caniçal und folgen der Beschilderung nach Ponta São Lourenço, wo wir auf dem schon gut besetzten Parkplatz über der Baìa d’Abra noch einen Platz für unser Auto finden. Wanderschuhe geschnürt, Picknick eingepackt und los gehts. Apropos Wanderschuhe: natürlich sieht man auch hier Menschen in Birkenstock und Sandalen, es ist aber doch häufig steinig und schmal, weswegen meine Empfehlung im Minimum gute Turnschuhe sind.

Es ist keine schwere Wanderung, die 400 Meter hoch und runter sowie knapp 8 Kilometer (Hin- und Rückweg) sind problemlos in 3 Stunden machbar (das steile Schlussstück zum Morro do Furado lassen – im Gegensatz zu uns – viele weg). Es gibt felsige, schmale Pfade und teilweise etwas ausgesetzte, windige Stellen, diese sind aber gut gesichert. Verschiedene Aussichtspunkte bieten einen spektakulären Ausblick auf Meer und Küste. Bis auf einen kleinen Rundweg um die Casa do Sardinha geht man denselben Weg hin und zurück. In der Cafeteria der Casa kaufen wir Getränke und picknicken direkt nebenan. Eine Toilette gibt es hier auch, kostet trotz Konsumation ein Euro.

Wir bleiben die ganze Wanderung über vom Regen verschont, fahren aber bereits nach wenigen Tunnels wieder ins Nass. Wieder zurück in Arco de São Jorge stellen wir fest, dass es hier wohl den ganzen Tag geregnet hat und sind froh, dass wir die paar Kilometer Fahrt gemacht haben.

Von Pico das Pedras nach Caldeirão Verde

   

Auch heute ist das Wetter nicht so toll und der Himmel wolkenverhangen, wir bleiben jedoch trocken. Mit dem Auto fahren wir bis Santana und von dort zum Parkplatz Pico das Pedras. Der halbstündige Spaziergang bringt uns entlang der Levada do Caldeirão Verde und durch dichten Wald nach Queimadas. Hier gibt es Toiletten, eine Snackbar, einen Ententeich und einen (kostenpflichtigen) grösseren Parkplatz. Die meisten Wanderer starten hier. Der zunächst breite Weg entlang der Levada do Caldeirão Verde wird bald schmaler und man muss etwas mehr auf seine Schritte achten und vor allem nicht im Laufen in den Abgrund schauen. Es gibt mehrere Tunnels, die einen kürzer und grosszügiger, die anderen länger und enger. Es lohnt sich, Handy mit Lichtfunktion oder eine Taschenlampe dabei zu haben. Damit man sich nicht den Kopf stösst oder in tiefes Wasser tritt. Der Blick über das Tal der Ribeira dos Cedros und die Bergflanken ist beeindruckend, auch bei leicht wolkenverhangener Sicht.

Unsere Sandwiches verdrücken wir vor dem beeindruckenden Wasserfall im Kessel des Caldeirão Verde (eine Verpflegungsmöglichkeit gibt es auf der Strecke nicht) und lassen uns von den senkrecht hochstrebenden Wänden beeindrucken. Einige Wanderer hängen nun noch die Tour zum Höllenkessel Caldeirão do Inferno an (hin und zurück nochmals 2 Stunden, keine Möglichkeit, dazwischen auszusteigen), wir machen uns jedoch auf den Rückweg. Dabei sind wir etwas schneller als auf dem Hinweg. Vielleicht, weil schon etwas sicherer auf den schmalen Wegen, vielleicht auch bereits etwas weniger Leute, welchen wir ausweichen müssen.

Die Wanderung ist flach, der Höhenunterschied unwesentlich. Für die knapp 18 Kilometer benötigen wir etwa 4.5 Stunden. Die Zeitangaben im Rother entsprechen generell unserem Wandertempo sehr gut, was die Planung jeweils vereinfacht.

Rundweg Chão dos Louros

Haben wir zum Beine vertreten während eines Transfertages gemacht. Und ja, es gibt einen Grund, weswegen da nur unser Auto auf dem Parkplatz vor dem Waldpicknickplatz stand: Die anderen wussten es einfach besser! Dieser eineinhalbstündige Spaziergang durch den Lorbeerwald ist wirklich nichts, was man gemacht haben muss.

Rundweg Ponta do Pargo

   

Mit dem Auto fahren wir nach Ponta do Pargo, parkieren an der Strasse und laufen los. Immer mit dem Wanderführer in der Hand. Wegweiser gibt es nämlich praktisch keine, also sind „an der Bankfiliale vorbei“, „beim Buswartehäuschen geradeaus“ und „ein kleines Kieswerk passieren“ genau zu befolgen. Hoch nach Pedregal und entlang der Levada Nova durch grüne Farnwiesen und einen lichten Mischwald. Den Abstecher zur einzigen Verpflegungsmöglichkeit auf der Strecke, dem Restaurant „A Carreta“, lassen wir bleiben und picknicken unterhalb des Weilers Cabo bei der Kapelle „Nossa Senhora da Boa Morte“. Entlang der Küste geht es nun via Pico Vermelho, Lombada Velha und Serrado bis nach Pedregal und ein kleines Teilstück auf dem selben Weg zurück nach Ponta do Pargo.

Der Höhenunterschied macht jeweils 450 Meter im An- und Abstieg aus, insgesamt bringen wir in knapp vier Stunden 14 Kilometer hinter uns. Am Ende der Ferien meint der Mann, dies sei seine Lieblingswanderung gewesen.

Estanquinhos – Pico Ruivo do Paul: Auf keinen Fall!

   

Der im Rother beschriebene Einstieg ist nicht offiziell ausgeschildert, ein paar Kratzer später wissen wir auch warum: der Weg wird wohl nicht gepflegt. Und definitiv ist es kein Farnweg, wie  die Wanderung im Führer dies beschreibt. Von links und rechts wachsen stachlige Ginsterbüsche über den Weg, welche wir zwar teilweise mit den Armen wegdrücken können, aber unsere Beine zerkratzen. Wir geben nicht auf, weil wir die ganze Zeit hoffen, dass es besser wird. Tut es aber nicht. Im kurzen Waldstück keimt Hoffnung auf, welche aber umgehend wieder zerstört wird. Bis hoch zum Pico Ruivo ändert sich die Vegetation kaum, wir bringen es einfach hinter uns. Die Aussicht geniessen wir, dennoch lohnen sich die vielen Kratzer dafür nicht. Der Weg runter ist etwas besser (weil wir nicht dem Wanderbeschrieb, sondern der Ausschilderung via Strasse folgen), eine Empfehlung bekommt diese Wanderung von uns jedoch nicht. Das sagen wir auch dem älteren deutschen Pärchen, welches uns unten auf dem Parkplatz anspricht. Sie haben es nur ein paar Meter rein ins Gestrüpp gewagt und nachdem sie mit der mitgebrachten Heckenschere (!) versucht haben, sich den Weg freizuschneiden, geben sie auf. Aber sie geben uns noch einen Wandertipp mit auf den Weg, den wir direkt anhängen (und die zwei später da auch tatsächlich nochmals treffen).

Von Fanal nach Fio

   

Vom Parkplatzabzweiger Estanquinhos fahren wir die paar Kilometer zum Forsthaus Fanal, wo wir bei der Grillhütte erstmal gemütlich picknicken. Die Rundwanderung startet mit einem gestuften Weg durch den von Farnen begrünten Hang hoch und bietet schon bald einen tollen Blick auf  die Nordküste. Zwischen mit Flechten und Moor überzogenen Lorbeerbäumen führt uns der Pfad unterhalb des Pedreira vorbei. Der Weg ist nicht sehr gut ausgeschildert, es lohnt sich also, den Beschrieb gut zu lesen: Abbiegen bei der Wellblechhütte, Gabelung links, Forstweg links… Aber auch wenn man sich mal verlaufen würde, könnte nicht viel passieren: Gute Sicht, offene Landschaft, genügend Mitwanderer. In Fio öffnet sich der Ausblick ins über 1000 Meter tiefer gelegene Tal der Ribeira do Seixal. In Richtung Paul da Serra kommen wir über eine grosse Wiese und einen grasigen Weg zurück zum Ausgangspunkt.

Die gut 5 Kilometer und je 100 Meter im An- und Abstieg sind in 1.5 Stunden zu schaffen. Da wir an jedem der Aussichtspunkte verweilen und staunen, dauert es insgesamt etwas länger.

Über die Achada do Teixeira auf den Pico Ruivo

   

Der Pico Ruivo ist der höchste Berg Madeiras, mit 1862 Meter. Als wir auf dem Parkplatz Achat do Teixeira ankommen, ist es gegen Mittag und ziemlich voll. Nicht nur mit Fahrzeugen, auch mit Menschen, wie wir auf dem Weg bald feststellen werden. Ausweichen ist angesagt, da man denselben Weg zurück wie hin geht. Nur die wenigsten machen die Anschlusstour zum Pico do Arieiro oder zum Encumeada-Pass.

270 Meter hoch und runter, 5,5 Kilometer in gut zwei Stunden. Klingt nach nichts und wird im Wanderführer mit „meist nur gemächlich ansteigend…“ beschrieben. Bei uns passt an diesem Tag und der allerletzten Wanderung dieser Ferien nicht wirklich viel zusammen: zu heiss und dabei noch absolut windstill, zu anstrengend, zu viele Menschen. Aber ja, die Aussicht ist nett. Entgegen der Aussage im Wanderführer ist die Casa de Abrigo (kurz vor dem letzten Anstieg) aktuell geöffnet, hier kann man sich also verpflegen. Einen Brunnen und ein WC-Häuschen gibt es ausserhalb des Gebäudes, jederzeit zugänglich. Wir haben Picknick dabei und verspeisen unsere Sandwiches auf dem Rückweg bei einer der beiden Schutzhütten. Und sind irgendwie froh, haben wir diese Wanderung überstanden.

Fazit
Auf Madeira kann man sehr gut und schön wandern, es stehen viele verschiedene Routen in den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl, die Vegetation ist beeindruckend, das Klima jederzeit angenehm. Es gibt bestimmt Menschen, welche immer wieder dafür hierher kommen, ich werde wohl nicht dazu gehören: Irgendwann hat man es dann auch gesehen. Ausserdem bin ich wirklich kein Fan von gleicher Weg hin und zurück.

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