Mai 2019 – Den ersten Teil zu meinem Reisebericht Italien und den Erlebnissen in Rom und Catania findet ihr hier. Im zweiten Teil nun mehr zu den Tagen in Siracusa, Noto und Palermo…
Tag 6: Catania–Siracusa
Nach dem Frühstück laufen wir zum Bahnhof, kaufen uns Tickets (7 Euro p. P.) und fahren mit dem Regionalzug in etwas mehr als einer Stunde nach Siracusa. Unser Apartment für die nächsten zwei Nächte, „Ortigia Gold House by Franza“, Via della Dogana 9, ist eine Viertelstunde vom Bahnhof entfernt, liegt direkt am Hafen und vom Schlafzimmer sehen wir rüber in den alten Teil „Ortigia“. Es kostet 367 Euro, gebucht über booking.com. Giuliana begrüsst uns mit einer Flasche Spumante und zeigt uns Räume und Aussicht. Alles sehr hübsch! Etwas mühsam wird es erst nach dem Auschecken (wo ich bereits versprochen habe, eine gute Bewertung abzugeben): während und kurz nach der Reise erhalte ich einen Reminder und nach der Bewertung (mit einem Durchschnittswert von 9.2!) die Rückfrage, weshalb ich nicht bei allen Kriterien zehn Punkte gegeben habe. Ab dem Moment wird’s mir dann zu blöd.
Es ist Mittag und wir machen uns gleich auf eine erste Entdeckungstour, der Hunger treibt uns in die Altstadt und leider in eine typische Touri-Falle mit schlechter Bedienung und mässigem Essen. Wenigstens war es nicht teuer… Der Mann und ich machen im Anschluss den empfohlenen Insel-Spaziergang durch die Gassen, über die Piazza Duomo an der Kathedrale und am Spitz am Castello vorbei und rundum der Küste entlang. Sehr nett! Leider ist aber doch vieles keine Fussgängerzone und man muss immer wieder Autos ausweichen.
Das Nachtessen in der „Trattoria Zsa“, Via Roma 73/75 war ganz gut und gemütlich. Fun fact: der gemischte Vorspeisensalat kostete mehr als der Teller Tomatenspaghetti.
Tag 7: Noto
Heute machen wir einen Ausflug nach Noto, welches in gut 30 Minuten mit dem Zug erreichbar ist (die Fahrt hin und zurück kostet 8 Euro p. P.). In zehn Minuten ist man vom Bahnhof oben in der spätbarocken Altstadt, welche auch UNESCO-Welterbe ist. Was denn auch die vielen Menschen hier erklärt. Ausgerüstet mit dem Stadtplan laufen wir durch die Gassen, besichtigen Kirchen und bewundern Plätze. Alle 30 markierten Orte werden wir aber am Ende des Tages nicht abgelaufen haben. Die Kathedrale San Nicolò mit der langen Treppe ist beeindruckend und auch der gegenüberliegende Palazzo Ducezio gefällt mir sehr. Es sind sehr viele Touristen hier, auch einheimische sowie Schulklassen.
Lecker Lunch mit regionalen Bio-Produkten gibt es im „Sabbinirica“ am Corso Vittorio Emanuele, bevor es leicht zu nieseln anfängt und wir uns auf den Rückweg machen.
Zurück in Siracusa haben wir den leichten Regenschauer verpasst und machen noch einen kurzen Abstecher zur Wallfahrtskirche „Santuario della Madonna delle Lacrime“. Das ist mal ein schräges architektonisches Ding! Von aussen cool wie eine Rakete, von innen beeindruckend und gleichzeitig grauenhaft. Ich find’s super! Die Prozession der an der Madonna vorbeiziehenden Menschen beruht darauf, dass wir es hier mit einer weinenden Madonna zu tun haben. Erstmals in Erscheinung getreten im Jahr 1953. Und es kam sogar zu Wunderheilungen, oh ja!
Nach Apéro in einer grad erst eröffneten Bar in der Nähe (die Bedienung muss die Zusammensetzung eines Aperol Sprizz nachschlagen), wollen wir heute zum Znacht mal nichts italienisches, also gehen wir zum „Sicily Wok Around“ an der Corso Umberto. Meine leckere Portion asiatische Gemüsenudeln und ein Glas Weisswein gibts für 10 Euro.
Mein Fazit zu Siracusa: ich würde maximal einen Tagesausflug hierhin machen und mir dafür zwei Nächte mehr in Catania gönnen.
Tag 8: Siracusa–Palermo
Nach einem letzten Rundgang durch den Ort, Capuccino in der Bar und dem Kauf von Reiseproviant, packen wir unsere Koffer und reisen via Catania nach Palermo (dauert etwas über vier Stunden). Wir lösen dafür einen Interrail-Tag ein, das Ticket hätte online aber nur 16 Euro gekostet. Der kurze Regionalzug von Catania nach Palermo verfügt nur über eine Toilette. Und diese ist defekt. Kein Problem! Bei einem Zwischenhalt läuft der Zugbegleiter durch den Zug, informiert alle über die Situation und meint, wir würden hier warten, wenn jemand aussteigen und zur Toilette wolle. Grosses Kino!
Auf dem Weg zu unserem Apartment kommen wir bereits ein erstes Mal an der Fontana Pretoria und an den berühmten Quattro Canti (Kreuzung der zwei Verkehrsachsen Corso Vittorio Emanuele und Via Maqueda) vorbei. An jeder der vier Ecken steht ein Palast, welcher mit Statuen, Säulen und Brunnen verziert ist und eine der vier Jahreszeiten symbolisiert.
Für sieben Nächte sind wir in Vito’s Apartment an der Vicolo Marotta. Auf drei Etagen gibt es drei Schlafzimmer (welche neun Personen ein Bett bieten würden), drei Bäder, Wohnzimmer, Küche und eine Terrasse mit tollem Blick über die Stadt. Und dazu noch die Lage… perfekt! Einziges Manko: es ist ziemlich ringhörig. Wir hören Nachbarn, als ob sie im Zimmer stünden und nächtliche Heimkehrer draussen von der Gasse. Rundum sind viele Häuser in einem schlechten Zustand: keine Fenster, mit Grün überwachsen, Mauerwerk abgebrochen. Ich mag dieses Nebeneinander, hoffe aber, dass die Palermitani das Geld aufbringen , um Renovationen vorantreiben und dann hoffentlich selbst wieder einziehen können.
Der Restaurant-Tipp von Vito’s Mama, welche uns die Wohnung übergeben hat, wird nach unserem Besuch eine Nicht-Hingeh-Empfehlung: Margò Pizzorante an der Piazza Sant’Onofrio. Das Personal ist gestresst und nicht organisiert, wir warten schon alleine 20 Minuten, um die Bestellung für Getränke aufgeben zu können, welche dann noch nach dem Hauptgang gebracht werden. Wie auch die Vorspeisen. Das Essen an sich ist okay.
Tag 9: Palermo
Nach dem Frühstück unternehmen der Mann und ich getrennt von den anderen (welche sich schon etwas besser auskennen) eine unabhängige Entdeckungstour. Dabei kommen wir auch am jedes Wochenende stattfindenden Flohmarkt rund um die Piazza Marina und entlang dem Giardino Garibaldi vorbei. Es gibt Geschirr, Bilder, alte Reklametafeln, Spitzendecken und weitere auch weniger exklusive Objekte. Mich dünkt es aber immer noch etwas spezieller als das, was ich jeweils so auf dem Kanzlei-Areal in Zürich sehe.
Durch die Porta Felice gelangen wir zum Hafen und durch den Stadtteil Castellammare zur Piazza Caracciolo. Nachdem wir Rick Stein’s Long Weekend Palermo natürlich mehrmals gesehen haben, erkennen wir diesen Platz sofort wieder: Foodstände mit (für uns) doch eher ungewöhnlichen Spezialitäten wie Rindsdarm-Spiessli und gekochtem Oktopus sowie rundum Sitzplätze und Bars. Und wen entdecken wir da gemütlich sitzend und einen Aperol Sprizz schlürfend? Klar, meine Familie! In der Bar bestellt man sich etwas zu trinken, das Essen kauft man sich an einem der Stände und isst es am Tisch in der Bar. Perfekt gelöst und alle haben etwas davon. Der Mann und ich haben später Lunch im modernen „Balata“ an der Via Roma. Alles wird frisch in der einsehbaren Küche gekocht, das Personal ist freundlich und das Essen gut.
Zum Znacht gehen wir ins „Moltivolti“, Via Giuseppe Mario Puglia 21, dem Restaurant eines gemeinnützigen Projektes für junge Flüchtlinge und Asylsuchende. Wir haben Glück und erwischen den letzten noch freien Tisch, es ist sehr gut gebucht und besetzt hier. Ist noch hübsch und interessant, es dauert einfach etwas länger. Das Essen ist gut, mir persönlich aber etwas zu schwer, was passieren kann, wenn man ein Moussaka mit Humus macht. Und zur Vorspeise unter anderem schon Humus und Fladenbrot hatte.
Tag 10: Monreale
Heute Abend wird zuhause gekocht! Dafür decken wir uns auf den Märkten von Capo und Ballarò mit frischem Gemüse ein. Was einmal mehr auffällt: auch hier können (oder wollen) die Verkäufer kaum auf einen 10 Euro-Schein rausgeben. Das passiert uns auch in „besseren“ Geschäften oder bei Eintritten in Sehenswürdigkeiten. Nach Lunch to go laufen wir zur Haltestelle des Palazzo Reale, wo alle 75 (!) Minuten der Bus 389 hoch nach Monreale fährt. Dieser ist natürlich hoffnungslos überfüllt. Mir ist schleierhaft, wieso man für diese knapp 30-minütige Fahrt nicht mehr Fahrzeuge einsetzt. Passagiere gäbe es ja genug.
Oben angekommen, sind es noch ein paar Minuten zu Fuss bis zur Kathedrale Santa Maria Nuova, dem prächtigen normannischen Bau aus dem 12. Jahrhundert. An der Kasse ein weiteres Mal Drama: Ich versuche, 20 Euro (Eintritt p. P. mit Zugang zur Kuppel 10 Euro) mit einem 50 Euro Schein zu bezahlen. Keine Chance, ich muss meine Kreditkarte zücken! Innen beeindrucken die farbigen, Geschichten erzählenden, und mit Mosaik und Fresken gestalteten Wände. Vom Innenraum gelangen wir über schmale Treppen und einem Steingang oben entlang dem Kirchenschiff auf die Aussenseite der Kathedrale. Hier haben wir einen schönen Blick auf den Innenhof mit Kreuzgang, die Stadt Palermo, umliegende Berge und das Meer.
Wieder draussen trinken wir noch schnell einen Caffè und machen uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Und siehe da, wir haben den Bus grad um 15 Minuten verpasst! Was also machen? Runter laufen auf der Strasse ist keine tolle Option und einen Wanderweg gibt es nicht, aber da biegt ein Hop-on-Hop-off-Bus um die Ecke und parkiert. Kurz nachgefragt: sie fahren in 10 Minuten wieder in die Stadt runter und würden uns für 5 Euro pro Person mitnehmen. Wir müssen nicht lange überlegen.
Zurück im Apartment geniessen wir später Apéro mit den letzten Sonnenstrahlen auf unserer Terrasse, die selbstgekochte Minestrone dann drinnen…
Tag 11: Palermo
Pa und Schwester machen heute einen Ausflug nach Trapani, während wir es geruhsam angehen und uns nach Frühstück zuhause und dringend nötigem Haarewaschen auf den Weg zum Teatro Massimo machen. Für 8 Euro pro Person können wir eine halbstündige Besichtigung mitmachen. Je nach Tag und Tageszeit gibt es verschiedene Angebote, Tickets kann man direkt vor Ort kaufen. Sehr interessant und beeindruckend und wir haben Glück: Es wird gerade für die Show „Pink Floyd – Carmen Suite“ geprobt wird, welche sich – wie es der Zufall will – Pa und Schwester morgen Abend ansehen werden. Sie haben sich noch in der Schweiz dafür Tickets besorgt. Palermos Opernhaus ist das drittgrösste Europas (nach Paris und Wien) und die lange Aussentreppe vielen aus der Schlussszene des Paten III bekannt. Ausserdem war es wegen Renovation bzw. korrupter, mafiöser Baupolitik über 20 Jahre geschlossen und wurde erst im Jahr 1997 wieder eröffnet.
Nach einem Spaziergang durchs Quartier und vorbei am Theater „Politeama Garibaldi“ landen wir im „Il Mirto e la Rosa“ an der Via Principe di Granatelli 30. Ein elegantes, gemütliches Restaurant, welches der Mann für uns ausgespäht hat. Weil wir den Ort etwas suchen mussten, sind wir praktisch die letzten Mittagsgäste, etwas leckeres gibt es aber trotzdem noch für uns.
Nach einem gemütlichen Nachmittag gehen wir zu Dritt im „Carlo V“ an der Piazza Bologni Nachtessen. Nettes Lokal, Bedienung freundlich, aber nicht sehr aufmerksam, die fünfte Pasta Norma in zehn Tagen schmeckte meinem Vater, von Spaghetti Aglio, Olio e Peperoncino hat der Koch leider keine Ahnung. Ein zweites Mal würde ich nicht mehr hierher kommen.
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