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Ab in die Heimat: Kärpfwanderung von Mettmen nach Elm.

September 2018 – Da hab ich noch gross rumgetönt, ich würde keine Altlasten mit ins neue Jahr nehmen und muss bei der Durchsicht meiner letztjährigen Beiträge feststellen, dass ich eine der tollsten Wanderungen nicht verbloggt habe! Wird hiermit nachgeholt. Und sehr zur Nachahmung empfohlen. Wenn ihr die Wahl habt, dann besser an einem Wochentag denn am Wochenende.

Wer es noch nicht weiss: ich bin in Glarus geboren und habe meine frühen Jahre direkt im Bahnhofsgebäude erlebt, da mein Pa damals bei der SBB arbeitete. Unsere Wohnung befand sich direkt über dem Logo, da wo der rote Rollladen unten ist. Die Räume sind so hoch, dass meine Eltern im Gang Federball spielen konnten. Ich habe wildfremde Frauen auf dem Perron angesprochen und zu meiner Mam nach oben zum Kaffee eingeladen, aber wieder zurück zum Wesentlichen. Nach wie vor leben einige Verwandte hier, deshalb und weil ich die Landschaft liebe, zieht es mich regelmässig hierher zurück.

Wir reisen am späten Samstagnachmittag des letzten September-Wochenendes in Glarus an, der Mann und ich mit dem Zug, mein Pa mit dem Auto. Während er später bei meiner Tante (seiner Schwester) und ihrem Mann übernachten wird, quartieren wir uns direkt gegenüber dem Bahnhof im altehrwürdigen, 1861 erbauten „Glarnerhof“ ein. Das Doppelzimmer mit Frühstück gibts für 190 Franken. Das Dreistern-Hotel ist etwas in die Jahre gekommen, verfügt aber immer noch über diesen vergangenen Glanz und die Bauweise, die mir einfach gefällt. Das Zimmer ist gross genug, sauber und ruhig. Frühstück gibt es bereits ab sieben Uhr, wir haben allerdings nicht genügend Zeit eingeplant, um uns durch die grosse Auswahl am Buffet zu schlemmen.

Zum Nachtessen sind wir bei meiner Tante und meinem Onkel eingeladen, also eigentlich hat mein Vater uns selber und erst an diesem Morgen eingeladen, aber meine Tante ist sich das gewohnt und wenn sie da sind und Zeit haben, werden wir immer mit offenen Armen empfangen. Wie erwartet verwöhnen sie uns mit vielen selbstgemachten italienischen Köstlichkeiten (mein Onkel ist vor sehr langer Zeit aus Italien ins Glarnerland gekommen). Etwas zu spät brechen wir auf – ausgerüstet mit den besten Resten, welche man sich für eine Wanderung wünschen kann – und sehen zu, dass wir noch ein paar Stunden Schlaf bekommen.

Mein Pa holt uns am Sonntagmorgen vor dem Glarnerhof ab, zusammen fahren wir im Auto nach Schwanden, wo wir parkieren und den Bus nach Schwanden Kies besteigen. Direkt im Bus kaufen wir das Rundreiseticket, welches die entsprechenden Busfahrten, die Einzelfahrt mit der Luftseilbahn Kies-Mettmen und die Einzelfahrt mit der Gondelbahn Sportbahnen Elm beinhaltet. Kostet pro Person 19 Franken mit GA, 24 ist der Normalpreis.

Der Bus ist noch leer, wir haben fast freie Platzwahl und gehen deshalb ganz nach hinten durch. Kaum fährt jedoch fünf Minuten später die S25 ein, spukt es Leute aus wie sonst wohl fast nur zur Landsgemeinde. In unserem Bus ist jeder Sitz- und Stehplatz besetzt, immerhin muss niemand am Bahnhof zurückbleiben. Abgefahren um 8.32 Uhr dauert die Fahrt rund 25 Minuten. An der Talstation der Luftseilbahn in Kies sind wir somit die letzten, welche aussteigen, was zur Folge hat, dass wir ein paar Bähnli ohne uns ziehen lassen müssen. Es geht aber alles ziemlich schnell (die Fahrt hoch zur Mettmen Alp dauert circa drei Minuten), sodass wir um kurz vor halb zehn Uhr bereits im Gastraum des „Berghotel Mettmen“ sitzen, einen Kaffee bestellen und durch die Panoramafenster den Ausblick ins Tal geniessen.

Mit dem alten Berggasthaus von meinem letzten Besuch hier vor ein paar Jahren hat das so gar nichts mehr zu tun. Bis auf die Grundmauern wurde alles abgerissen und innerhalb von zwei Jahren entstand ein dreigeschossiger Holzbau, der im Dezember 2016 als Berghotel eröffnet wurde. Ich finde den Mix zwischen rustikal und modern sehr gelungen, innen riecht alles nach frischem Holz und ich fühlte mich sofort wohl. Für die nächste Wanderung hier oben könnte ich mir eine frühere Anreise und Übernachtung durchaus vorstellen (Kosten von CHF 140 bis 200 pro Person inkl. Nachtessen und Frühstücksbuffet finde ich völlig okay).

    

Nach Kaffee und Nussgipfel starten wir unsere Wanderung von der Mettmen Alp aus (1608 Meter) hoch zum Garichtisee – auch Mettmensee genannt, welcher ein Stausee ist. Zuerst gemütlich am Seeufer entlang, immer wieder mit einem Blick zurück über den See… wunderschön! Langsam, aber stetig steigt der Weg nun an, die weiteren Menschen haben sich bereits in verschiedene Richtungen sehr gut verteilt. Ein schöner Pfad führt auf die Alp Ober Stafel, kurz danach treffen wir auf die Kärpfbrücke. Diese natürlich geformte, 50 Meter lange Brücke kann durchquert werden. An diesem Tag führt der Niederenbach nicht viel Wasser, sodass wir problemlos durchkraxeln können. Den Leglerhüttenweg verlassen wir danach und laufen weiter dem Bach entlang bis wir links Richtung Wildmadfurggeli abzweigen.

    

Bis dahin sind es ein paar Höhenmeter, liegt es doch auf 2292 Meter. Der Blick auf die Glarner Alpen ist einfach grossartig, der Rundumblick etwas vom Beeindruckendsten, was ich auf meinen Wanderungen erlebt habe!

Die Ebene durchquert, eröffnet sich uns auf der anderes Seite ein nicht minder herrliches Panorama zum Piz Sardona, Piz Segnas, Tschingelhoren, Piz Grisch und dem Vorabgletscher. Und bei so guter Sicht sehen wir gegenüber sogar das berühmte Martinsloch im Weltnaturerbe Sardona. Hier lässt es sich picknicken!

 

Nach dem Mittagessen der Abstieg durch die Felsen. Rechts sehen wir den Chüebodensee. Zuerst auf dem schmalem Weg, dann auf einem Alpweg wandern wir hinunter zur Oberen Ämpächli Alp und weiter nach Unter Ämpächli auf 1485 Meter. Glücklich und müde kommen wir bei der Bergstation an. Kurz im Fahrplan nachgeschaut sehe ich, dass nächstens ein Bus zurück nach Schwanden fährt. Die flüssige Belohnung im Bergrestaurant wird also aufgeschoben und wir fahren mit der Gondelbahn der Sportbahnen Elm direkt ins Dorf hinunter und springen in den bereitstehenden (vollen) Bus Richtung Schwanden, wo wir ins Auto steigen und auf ein Getränk nochmals bei Onkel und Tante reinschauen.
Wieder im Zug zurück nach Zürich überkommt mich diese glückliche Müdigkeit, wie ich sie nur nach einem solchen Tag draussen habe.

Fakten
Wir benötigen für die rund 11 Kilometer etwa vier Stunden. Es geht 810 Meter hoch und 950 runter. Das Wetter war einfach perfekt: Sonnenschein, leichter Wind, Temperaturen um die 18 bis 20 Grad. Und übrigens: Die Wanderung kann natürlich auch andersrum durchgeführt werden (Start in Elm, Endpunkt Mettmen Alp).
Unbedingt vor Antritt der Reise die Fahrzeiten von Bus und Luftseilbahn prüfen. Es gibt saisonale Unterschiede und die Busse fahren unregelmässig.

2 Kommentare

  1. Christian Wildi sagt

    Hallo Eliane
    Ich lese sie immer wieder gerne, deine Berichte aus Nah und Fern.
    Vielen Dank und eine gute Zeit,
    Christian

    • Lieber Christian
      Vielen herzlichen Dank für dein Feedback! Ich freue mich immer sehr, wenn ich lese oder höre, dass jemand Freude an meinen Beiträgen hat.
      Alles Gute, Eliane

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