Asien, Die Reise 2017, Südkorea
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#21 – Schlussspurt in Seoul.

November 2017 – Mit dem Taxi fahren wir heute zum KTX-Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge, welcher etwa zehn Kilometer ausserhalb von Gyeongju liegt. Was für ein Bau! Und so leer. Die Tickets für die Fahrt nach Seoul haben wir vor ein paar Tagen online gekauft (für rund 45 Franken pro Person) und im Hotel ausdrucken lassen. Kontrolliert werden sie während der Fahrt aber nicht. Nach etwas mehr als zwei Stunden mit Spitzengeschwindigkeiten um die 290 km/h kommen wir in Seoul an, wo die nächsten Tage Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen.

Mit dem Taxi lassen wir uns ins „Shilla Stay Gwanghwamun“ in Jongno-gu bringen. Wir haben für vier Nächte ein schönes, grosses Zimmer in der 14. Etage (105 Franken pro Nacht) mit Blick auf den buddhistischen Tempel Jogyesa. Also eigentlich in der 13. Etage, aber die wird ausgelassen. Und das obwohl hier gemäss diesem Beitrag die 4 als Unglückszahl gilt.

Ausflüge, Ansehen

    
    

Nach dem Frühstück im Hotel-eigenen Starbucks machen wir uns auf zum Königspalast Gyeongbokgung. Der Eintritt kostet 3000 Won (also gut 3 Franken) pro Person. Das Gelände ist ziemlich gross, im hinteren Bereich sind wir dann neben dem Wachpersonal fast die einzigen Besucher. Die meisten bleiben im vorderen Bereich und beim Palast, um sich in der südkoreanischen Tracht, Hanbok genannt, gegenseitig zu fotografieren.
Im Eintritt inbegriffen ist der Besuch des „National Folk Museum of Korea“. Das ist eigentlich auch der einzige Grund, weswegen wir da noch reingehen. Nicht zu viel erwartend überrascht es mich dann aber ziemlich: Mit vielen Artefakten wird einem Geschichte und Leben der Menschen über die letzten Jahrhunderte näher gebracht. Also die südkoranische Version unseres Landesmuseums.

Ich frage einen Mitarbeiter des Museumsshop, ob jeder von ihnen so eine Tracht zuhause habe oder was es mit den vielen Besuchern in Hanbok auf sich hat. Er lacht und meint nein, die könne man sich hier mieten und meist seien es Touristen, welche sich darin fotografieren lassen.

  

Nur ein paar Meter weiter findet sich das „National Museum of Modern and Contemporary Art“, Seoul (in der Stadt gibt es noch drei weitere Ableger des MMCA). Von aussen scheint es gar nicht so gross, innen aber merkt man schnell, wieviel Platz man den Werken zur Verfügung stellen kann, damit sie richtig gut zur Geltung kommen. Sehr beeindruckend! Mir gefallen vor allem Jonas Mekas‘ Ausstellung „Again, again it all comes back to me in brief glimpses“ und die Installation „Mirror Organs: Play of Metonymy“ von Kelvin Kyungkun Park. Die Plakatsammlung der Olympischen Spiele ist auch noch nett und im Zusammenhang mit den kommenden Winterspielen in Pyeongchang natürlich passend. Das Mittagessen im Museumscafé schmeckt.

    

Ein schöner Spaziergang ist ab dem Cheonggye-Platz (mit kleinem Wasserfall!) dem insgesamt 8.4 Kilometer langen Fluss Cheonggyecheon entlang. Bis vor elf Jahren war der Fluss zubetoniert und die Stadtautobahn führte darüber. Das hier jährlich stattfindende Laternen-Festival haben wir zwar um zwei Tage verpasst, bei diesem schönen Wetter dem Fluss entlang zu laufen, ist aber auch schön. Ausserdem gibt es mit dem 186 Meter langen Banchado-Wandbild auf Kacheln, welche königliche Prozessionen darstellen, genug interessantes zu sehen.

Links und rechts zur Strasse hoch kann man immer mal wieder zu verschiedensten Indoor-Märkten einbiegen. Ich komme mir vor wie in einem Ameisenhaufen, so beschäftigt wie hier alle sind und Dinge von einem Ort zum anderen transportiert werden. Kaufen kann man so ziemlich alles: Schuhe, Kleider, Stoffe, Elektrogeräte, Wolle, Decken, Socken, Fische, Fleisch, Gemüse, Süssigkeiten, Nippes… (erwischt! Dem Mann gegenüber sage ich des öfteren: „Was wollen die mit all diesem Ramsch?“) Vor den Märkten stehen denn auch Dutzende von Mofas mit speziellen Gepäckträgern, um den Kunden ihre Einkäufe heimzufahren. Mir kommt alles etwas bäurisch vor und hat nicht so viel mit der Entwicklung und dem Fortschritt zu tun, welcher diesem Land sonst so attestiert wird. Sehr wahrscheinlich sehe ich in diesen wenigen Tagen aber auch einfach nicht alles.

    

Das „Dongdaemun Design Plaza“ (DDP) ist ein von Zaha Hadid entworfener und im März 2014 eröffneter Bau, welcher Platz für Shops, Museum, Café, Coworking Space und Design Lab bietet. Ich finde das Gebäude und seine Räumlichkeiten echt spektakulär und die Grosszügigkeit beeindruckend, allerdings steht doch so einiges leer oder ist „gerade im Umbau“, was bei mir den Eindruck hinterlässt, dass man hier etwas zu gross geplant hat.

    

Wir laufen von der Metro-Station Hoehyon kurz durch den Namdaemun-Markt und am Damdaemun-Tor (Nr. 1 der Nationalschätze!) vorbei durch den Namsam-Park hoch zum „N Seoul Tower“. Da die Sicht nicht sehr gut ist, verzichten wir auf die Liftfahrt den Turm hoch. Mehr als hier auf der Plattform kriegen wir da auch nicht zu sehen und das ist auch so eindrücklich. Nach einer guten Nudelsuppe in einem der Restaurants, nehmen wir den Fussweg zurück.

Fazit
So richtig Freunde werden die Koreaner und ich wohl nicht, es ist mir etwas zu laut, ruppig und distanziert, auch das Essen nicht ganz so meins (ausser Kimchi, das liebe ich!). Interessant waren die zehn Tage in ihrem Land aber auf alle Fälle. Ob ich mal wiederkomme? Wahrscheinlich eher nicht.
Im Vorfeld habe ich immer wieder gelesen, dass die Koreaner so wanderverrückt seien (und ja, über Monas Erlebnis in ihrer Sendung „Mona mittendrin“ habe ich sogar hier gelesen). Da wir hier nicht wandern waren, kann ich dies nicht aus erster Hand bestätigen. Was ich aber gesehen habe, die koreanischen Männer und Frauen tragen in praktisch jeder Situation (hochwertige, funktionale) Wanderbekleidung (Schuhe, Hosen und Jacken): beim Arbeiten, auf dem Töffli, beim Shopping, am Marktstand. Aussergewöhnlich und wie noch in keinem anderen Land.

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